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Downton Abbey (2019)

Großbritannien 2019 Regie: Michael Engler, mit Hugh Bonneville, Jim Carter, Michelle Dockery, Elizabeth McGovern, Maggie Smith, Imelda Staunton, Penelope Wilton 122 Min. FSK ab 0

Ein fürstlicher Kino-Langeweiler soll die Krönung der TV-Serie „Downton Abbey“ sein. Das können wohl nur die größten Fans ertragen, ohne in eine Palast-Revolution auszubrechen.

Sechs preisgekrönte Staffeln gab es von „Downton Abbey“ mit reichlich kostümierten Dramen um englischen Adel und deren Dienerschaft vor rund hundert Jahren. Auch der König und die Königin waren wohl von der Serie begeistert und wollen wie viele Touristen das üppige Anwesen mal sehen. Dieser Besuch sorgt nun für Aufregung. Aber was an den vielfältigen Nicht-Ereignissen einer überkommenen Gesellschaftsform in „Downton Abbey“ interessieren soll, bleibt für einen Normalsterblichen, der schon die Fernsehserie nicht verstand, ein Rätsel.

Das Drama von über zwei Stunden Film liegt tatsächlich darin, dass Königs ihr eigenes Personal mitbringen. Und die haben eine klare Vorstellung davon, wie alles abzulaufen hat. Jeder Angestellte von Verstand würde sich nun über ein paar freie Tage freuen. Doch diese Relikte einer älteren Form von Selbstausbeutung machen auf Aufstand und fühlen sich unheimlich toll, nachdem sie die eingebildeten Hoflakaien betäubt und eingesperrt haben.

Ganz nüchtern betrachtet, dauert es eine ganze Weile, bis dieser unnötige Adel der Serie wieder vorgeführt ist. Große und kleine Eitelkeiten werden als „typisch menschlich“ eingestreut. Man kann sich darüber amüsieren, dass die Diener mit der roten Jacke den Dienern mit der schwarzen Jacke – alte Bekannte aus der Serie – die Teller und das Besteck abnehmen. Dazu gibt es eine Pistole und ein Geheimnis, das in wenigen Minuten verpufft. Irgendjemand aus dem Personal hat sein Coming-out, aber auch das ist so dramatisch wie eine Fußnote in einem historischen Aufsatz. Selbstverständlich gibt es mehr von Maggie Smith als verrückte alte Schachtel, die sich mit ihren erzkonservativen Ansichten zu viel einmischt. Ansonsten bleibt die Herrschaft immer souverän, während sich die Dienerschaft schon mal gerne zum Affen macht. Letztlich endet alles in derart klebrigem Wohlgefallen, dass man Hygienetücher mitnehmen sollte.

Diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für verstaubte Kostüm- und Ausstattungsabteilungen ist so unnötig wie, sagen wir mal: Hohenzollern, die in dreister Weise heute noch Rendite ihrer Jahrhunderten lange Ausbeutung verlangen. Diese Enttäuschung von historischem Format ist überraschend, weil der Autor Julian Fellows blieb, der für sein ähnlich gelagertes Skript zu „Gosford Park“ von Robert Altman mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Außerdem lieferte er zu „Vanity Fair“ (2004) und „Young Victoria” (2009) wesentlich Besseres ab. Doch dieser Pomp mit Langeweile verdient nur eine Ãœberstunden-Zulage für den Kran, der dauernd das herrschaftliche Gebäude rauf und runter schwenkt.


Ein FILMtabs.de Artikel