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Photograph

Indien, BRD, USA 2019 Regie: Ritesh Batra, mit Nawazuddin Siddiqui, Sanya Malhotra, Farrukh Jaffar, Geetanjali Kulkarni, Vijay Raaz 110 Min.

„Photograph“ ist der neue Film von Regisseur Ritesh Batra, der mit seiner leisen indischen Liebesgeschichte „Lunchbox“ weltweit begeisterte. Sein Neuer ist wieder alles andere als klingendes und tanzendes Bollywood, sondern eine feine, ruhige Liebesgeschichte aus Mumbai.

Vor dem berühmten „Gate of India“-Monument fotografiert der geschäftige Rafi (Nawazuddin Siddiqui) die wohlhabenderen Touristen. Zufällig nimmt er die junge Studentin Miloni (Sanya Malhotra) zu tun, die völlig in den Karriereplan ihrer Eltern eingespannt ist. Um der verschlossenen Frau ihr Bild zukommen zu lassen, das Rafi ganz altmodisch in einer Entwicklerbox im Rucksack fertig stellt, sucht er sie mühsam und fährt heimlich im selben Bus mit ihr. Aus einer kleinen Lügengeschichte, bei der Miloni für Rafis Oma die Freundin spielen soll, wird echte Liebe. Das ist klassisches Hollywood! Doch auch in Indien sind Standesunterschiede kaum überwindbar.

Regisseur Ritesh Batra entführt uns mit „Photograph“ in eine faszinierende Welt: Vom Gewimmel der Touristen an der Küste bis zur kleinen Einzimmer-Hütte, in der Rafi mit seinen witzigen Kollegen lebt. Sie sind alle Einwanderer vom Land in dieser Mega City. Dunklere Hautfarbe reicht aus, um verächtlich angesehen zu werden. Doch Rafi lässt sich nicht kleinkriegen. Er arbeitet für zwei, um Geld nach Hause zu schicken, wo nach dem Tod der Eltern noch ein Kredit abbezahlt werden muss.

Miloni verfolgt hingegen freudlos ihren vorbestimmten Weg. Als Muster-Studentin hängt ihr Bild auf dem riesigen Plakat der Schule. Die Verlobte zu spielen, begeistert sie. Sie hat immer gerne geschauspielert, als Buchhalterin kann man sie sich nur schwer vorstellen.

„Photograph“ zeigt nicht nur zwei Leben in Mumbai, es sind Einblicke in die Seele eines zerrissenen Landes. Es liegen Welten zwischen den Liebenden: Sie will eigentlich in einem Dorf leben, er unbedingt von dort weg. In seinem Kino rennen einem Ratten über die Füße. Ihre wohlhabenden Eltern wissen, dass man vom Eis „von der Straße“ Magenprobleme bekommt.

Ritesh Batra erzählt wieder elegant mit kunstvollen Ellipsen und mit liebevollem Blick auf seine Figuren. Anfang und Ende ergeben eine sehr interessante bis irritierende Form. Es stellt sich die Frage, ob so eine poetische und romantische Geschichte nur im Kino oder auch in der Realität möglich ist.


Ein FILMtabs.de Artikel