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Ausgeflogen

Frankreich, Belgien 2019 (Mon bebe) Regie: Lisa Azuelos, mit Sandrine Kiberlain, Thaïs Alessandrin, Victor Belmondo 85 Min. FSK ab 6

Mutterliebe als ein klebriger, übersüßer Babybrei, den man einfach nicht mehr los wird: So mischt Lisa Azuelos ihren nächsten Mutter-Tochter-Film nach „LOL (Laughing Out Loud)“ an. Die ganze weinerliche Komödie lang nervt das Geräusch der Helikopter-Mutter, die einfach nicht loslassen kann.

Es soll Mütter geben, die wollen ihre traumatischen Geschichten vom „Allein zurückgelassen werden“ schon schreiben, während die Töchter noch zu Hause sind. „Ausgeflogen“ ist ein Film, wie wir ihn in Zukunft noch oft sehen werden: Denn die Plage der Helikopter-Mütter wird sich in Literatur und Film vermehrt unangenehm niederschlagen.

Die alleinerziehende Héloise (Sandrine Kiberlain) leidet. Ihre jüngste Tochter Jade (Thaïs Alessandrin) macht gerade ihr Baccalauréat, das französische Abitur, und will danach in Kanada studieren. (Was Héloise aus dem Brief an ihre Tochter weiß, den sie einfach geöffnet hat.) Deshalb verbringt sie jetzt schon die meiste Zeit mit ihrer Tochter damit, diese zu filmen, damit sie später Erinnerungen hat. Gleichzeitig steht ihrem Vater eine schwere Operation bevor, was die ernsthaftere Geschichte wäre. Und wir erleben etwas vom Leben der Tochter Jade, was die wildere, interessantere Geschichte wäre.

Doch „Ausgeflogen“ ist ein weichgezeichnetes Problemstück ohne wirkliche Probleme, mit dem wohl nur die Mütter und die Töchter des Films etwas anfangen können. Fast traurig sind die witzig sein wollenden Rückblenden zu kläglichen Versuchen eines eigenen Liebeslebens. Denn Héloise kann ja nie ausgehen, weil sie ihre drei Kinder nie alleine lässt. Dass sie ein eigenes Leben und sogar ein eigenes schickes Restaurant hat, gesteht ihr der Film konsequenterweise nicht zu. Davon erzählen nur ganz wenige Szenen.

Die großartige Schauspielerin Sandrine Kiberlain verkauft sich hier für eine reduzierte Klischee-Figur. Wie eine alleinerziehende Mutter auch sein kann, zeigte sie im großartigen „Mit siebzehn“ von André Téchiné.

Kurz: Eine endlos ausgewalzte Gefühlsduselei ohne weitere Handlung, Spaß oder Erkenntnis. Tatsächlich nur ein Film für noch nicht selbständige Mütter und eigentlich schon erwachsene Töchter, die zusammen ins Kino gehen. Wobei man beiden leise empfehlen sollte, sich vielleicht doch nach einem eigenen Leben umzuschauen.


Ein FILMtabs.de Artikel