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Yesterday (2019)

GB 2019 Regie: Danny Boyle, mit Lily James, Himesch Patel, Kate McKinnon, Ed Sheeran 116 Min.

Sie mögen die Beatles? Stellen Sie sich vor, Sie wären plötzlich der einzige Mensch der Welt, der Beatles-Lieder kennt! Und bislang ein sehr erfolgloser Musiker. Jetzt müssen Sie aber den Text von „Eleanor Rigby“ zusammen bekommen. Das ist der Clou des neuen Danny Boyle-Films „Yesterday“. Sowie der Anlass für eine liebevolle Beatles-Hommage und ein wunderbares Kinovergnügen.

Jack Malik (Himesh Patel) ist bei seinem lauen Job im Baumarkt beliebter als bei seiner Leidenschaft auf der Bühne. Der Musiker glaubt nicht mehr an den Erfolg. Nur seine immer witzige und optimistische Managerin und platonische Jugendfreundin Ellie (Lily James) Freundin treibt ihn weiter an. Bis Jack während eines weltweiten Blackouts auf seinem Rad vom Bus angefahren wird und nach dem Aufwachen im Krankenhaus der einzige ist, der Lieder von den Beatles kennt. Diese Erkenntnis kommt langsam und ist der erste originelle Höhepunkt im bislang nur ungemein sympathischen und vergnüglichen Film.

Die Internetsuche nach „John, Paul, George & Ringo“ führt nur zu Papst John Paul, englisch für Johannes Paulus. Jack kontrolliert hektisch, welche Bands noch verschwunden sind: Die Rolling Stones waren und sind leider immer noch da, der innovative Childish Gambino selbstverständlich auch, aber Oasis haben wohl ohne Beatles-Inspiration gelitten.

Es ist herrlich, wie Jack, der schon immer mal mit Beatles-Texten redete, nun verzweifelt probiert, sich komplett an die Lieder zu erinnern. Denn plötzlich lieben die Menschen „seine“ Musik. Nur bei den Eltern, denen er vergebens „Let it be“ vorspielen will, zeigt sich, wie schwer es selbst wunderbare Lieder haben können. Die große Karriere kennt noch einige Hindernisse und wieder viel Humor: Wenn Jacks erste Plattenaufnahmen in einem Studio stattfinden, bei dem regelmäßig ein lauter Zug vorbeidonnert. Doch letztlich gilt es, die bekannte Entscheidung zwischen Karriere und Liebe zu treffen. Aber keine Angst, auch dieser Klassiker ist bei Danny Boyle nicht ausgeleiert. Spoiler: John Lennon wird im Alter ein weiser Beziehungsratgeber sein…

„Yesterday“ ist ein netter Liebesfilm, eine warmherzige Komödie und selbstverständlich eine schöne Gelegenheit, wieder einmal gute Beatles-Lieder zu hören. Das ist mal eine ganz andere Medley-Geschichte als „Mamma Mia“. In ihr macht Jack nicht nur die Vorband zu Ed Sheeran, er schlägt diesen Star sogar bei einem schnellen Kompositionswettkampf.

„Yesterday“ enthält selbstverständlich einen romantischen Aufenthalt in Liverpool, bei dem die Song-Referenzen als Grafiken durchs Bild fließen. Der Humor gewinnt mit kleinen Details, wie die zurückgedrehte Umbenennung des „John Lennon Airports“ in „Liverpool International Airport“. Nebenbei gibt es nicht nur Seitenhiebe, sondern eine ganze Breitseite gegen die Vermarktungs-Industrie der Medien-Wirtschaft. Ein gigantisches Marketing-Team lässt alle bekannten Album-Titel der Beatles durchfallen und schließlich wird ein Song „Hey Dude“ heißen. Aber selbst die eiskalte und zynische Managerin Debra (Kate McKinnon) wird die Liebe zur guten Musik nicht klein kriegen.

Es wäre etwas zu hoch gegriffen, Danny Boyle mit den Beatles zu vergleichen. Aber immer wieder gelingt dem Regisseur von „Slumdog Millionär“, „Trainspotting“ und vielen anderen Klassikern etwas, das in jeder Hinsicht perfekt und wunderbar ist. In „Yesterday“ stimmt alles, oder stimmt gerade nicht. Aber der tolle Film ist rund in allen Ideen, Stimmungen und Wendungen. Man stelle sich nur mal eine Welt ohne Filme von Danny Boyle vor…


Ein FILMtabs.de Artikel