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Jonathan (2018)

USA 2018 Regie: Bill Oliver, mit Ansel Elgort, Suki Waterhouse, Patricia Clarkson 101 Min. FSK ab 12

Es gibt nicht nur Filme ohne Superhelden, es gibt sogar Filme mit richtig neuen Ideen: Die Schizophrenie von zwei Wesen in einem Körper ist bei „Jonathan“ nicht das große Geheimnis, das entdeckt werden muss. Von Anfang an ist klar, dass Jonathan und John zwei ganz unterschiedliche Typen sind, die sich einen Körper teilen. Und zwar – dank eines medizinischen Eingriffs – streng geregelt im 12 Stunden-Takt. Jonathan wacht um sieben Uhr morgens auf, geht joggen und dann zur Arbeit. Vor 19 Uhr legt er sich ins Bett. Was nachts passiert, erzählt ihm sein Alter ego John jeden Morgen auf einem Video. Und umgekehrt.

Aber in letzter Zeit fühlt Jonathan sich müde und ausgelaugt. Er kümmert sich um den Haushalt, kocht, macht die Wäsche und findet wie in einer schlechten Beziehung die Serviette einer Bar in den Taschen von John. Sein „Partner“ hat ein geheimes Nachtleben, noch dazu eine Freundin. Wie ein Detektiv später herausfindet. Das ist ein Bruch der Regeln, mit denen Jonathan und John miteinander auskommen. Denn mit Freundin wäre es viel zu kompliziert, die Zwillings-Leben aufeinander abzustimmen…

Es ist wieder die eigentlich abgestandene Idee des Körperwechsels, wie im sehr interessanten „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ (2018), die den Jugendfilm aufmischt. Die originelle Geschichte von „Jonathan“ entwickelt sich super raffiniert, überraschend witzig und zunehmend spannend. Jonathan und John sind ganz unterschiedliche Typen: Ersterer, dessen Perspektive wir teilen, zurückhaltend, vorsichtig, verschlossen. Der Nachtmensch John hingegen frech und offen. Irgendwann „verschwindet“ John – es gibt keine tägliche Videobotschaft mehr.

Ansel Elgort, bekannt aus dem genialen „Baby Driver“, der Schmonzette „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ und der „Divergent“-Reihe, fesselt in der Doppelrolle. Der Stil des Films wählt die Kühle des Science Fictions, mit den für so eine Zwillings-Geschichte obligatorischen Spiegelungen. So bleibt die komplizierte Dreiecksbeziehung spannend und interessant. Aber die große Überraschung, die am Anfang war, kann der Film am Ende nicht noch einmal bringen.


Ein FILMtabs.de Artikel