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Die Blüte des Einklangs

Japan, Frankreich 2018 (Vision) Regie: Naomi Kawase, mit Juliette Binoche, Masatoshi Nagase 110 Min. FSK ab 0

Die Japanerin Naomi Kawase ist die Baum-Umarmerin unter den international berühmten Filmemachern. Seit ihrem frühen Festival-Erfolg “Der Wald der Trauer” (2007) taucht der Wald immer wieder in ihren Filmen auf. Aber auch ohne erzählt sie wunderbar einfühlsam, oft von vorsichtigen Lieben. Zwischen den Menschen, aber eher zu Bäumen oder dem Wasser. Juliette Binoche ist in Kawases neuestem Wald-Stück nur ein Element der Natur.

„Die Blüte des Einklangs“ ist wieder so ein still und fein montierter und erzählter Kawase-Film, wie „Kirschblüten und rote Bohnen“ (2015) oder „Still the Water“ (2014). Die Kamera streichelt geradezu die Flora. In Gespräche geschnitten sind Makro-Aufnahmen vom Wald, ein kleines Farn, eine Ameise. Auf der reduziert vorhandenen Handlungsebene begleiten wir die Französin Jeanne (Juliette Binoche). Sie sucht in den tiefen, undurchdringlichen Wäldern der japanischen Yoshino-Berge nach einer seltenen Heilpflanze. Diese wird „Vision“ genannt und blüht der Legende nach nur einmal alle 997 Jahre.

Zwar wirkt die Französin wenig feinfühlig, wie sie sich bei einem Einsiedler einnistet und fröhlich auf Englisch daher plappert, was er anscheinend nicht versteht. Doch als die Liebe leise ausbricht, kann Tomo (Masatoshi Nagase) doch ganz gut Englisch. Zuerst war man versucht, zu sagen, dass der Waldarbeiter vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht. Aber er weiß viel, nur auf einer anderen Ebene. Es irritiert Tomo, dass in der Natur alles anders ist. Wie er spürt man die Störungen im ruhigen Lebens-Rhythmus des Waldes förmlich selbst. Nichts im Wald fühlt sich mehr richtig an, nur die blinde alte Aki, die mit dem Herzen sieht, versteht. Sie ist ja vielleicht auch so alt wie der Wald. Und alles hängt mit dem bevorstehenden Ereignis um die Vision-Pflanze zusammen.

Während Jeanne nach einer Pflanze sucht, von der sie gar nicht weiß, wie sie aussieht, suchen hier alle Heilung oder einfach Ruhe, ohne dass es ausgesprochen wird. In „Die Blüte des Einklangs“ hat alles vor allem tiefere Bedeutung. Selbst wenn Dramatisches passiert, läuft es in einem Bilderfluss mit, der viele an die Machart von Terrence Malick erinnert.

Filme von Naomi Kawase sind ungemein poetisch und sehr eigenwillig. „Die Blüte des Einklangs“ erzählt zwar auch vom Kreislauf des Lebens, nur dass hier die Umlaufzeit schon mal 1000 Jahre dauern kann. Ein Glauben an beseelte Natur steckt in den Dingen und Bildern. Dass mit Juliette Binoche ein Star aus Kawases treuem Produktionsland Frankreich mitspielt, spielt eigentlich keine Rolle. Solche banalen, kurzlebigen Konzepte wie „Startum“ können ihren Filmen wenig hinzufügen, aber auch nichts antun. So ist die Liebesgeschichte zwischen Jeanne und Tomo eine schöne, das Geschehen um sie herum jedoch vielfach eindrucksvoller. Darin kann man schwelgen oder es als esoterischen Kitsch abtun. Einzigartig ist es auf jeden Fall.


Ein FILMtabs.de Artikel