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Das ist erst der Anfang

(Just getting started) USA 2018 Regie: Ron Shelton mit Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Rene Russo 91 min

Morgan Freeman ist eine lebende Schauspiellegende. In über fünf Jahrzehnten stand er in weit mehr als 100 Filmen vor der Kamera. 2005 erhielt er schließlich den Oscar für seine Leistung in Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“. Er stand immer für Integrität und überzeugendes Schauspiel. Ein Film mit Morgan Freeman konnte so schlecht nicht sein. Die jüngsten Ereignisse in Hollywood werfen jedoch einen tiefen Schatten auf seine Karriere. Im Zuge von #metoo fassen viele Frauen in Hollywood Mut, sich gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr zu setzen. Auch Morgan Freeman werden unsittliches Verhalten und sexuelle Belästigung am Set zur Last gelegt, von drei unabhängigen Seiten. Erdrückende Anschuldigungen, unter denen sich der 80-Jährige derzeit wegduckt. Ob diese Ereignissen nun die Bewertung seiner künstlerischen Arbeit beeinflussen sollten, darüber ist sich die Öffentlichkeit uneins. Fakt ist: Mit seiner Darbietung in „Das ist erst der Anfang“ hat er sich nicht gerade einen Gefallen getan. Es hat schon einen unangenehmen Beigeschmack, wenn man ihn gleich zu Beginn im Tête-à-Tête mit drei willigen Damen zusehen muss. Duke, den Freeman hier verkörpert, ist ein Charmeur, der von allen umgarnt wird. Als Manager eines Luxus-Resorts im kalifornischen Palm Springs genießt er seine Freiheiten. So lange, bis ein zweiter Hahn in sein Revier kommt: Der reiche Geschäftsmann Leo (Tommy Lee Jones). Der Ex-Militär wirft mit Geld und Charme um sich. Alles scheint ihm zu gelingen, seien es die abendlichen Pokerrunden oder das Golfspiel am Nachmittag – bei jeder Gelegenheit lässt Leo den Platzhirsch Duke alt aussehen. Als jedoch Suzie (Rene Russo) auf den Plan tritt, ist es um Leo geschehen. Die geheimnisvolle Frau soll Duke vor die Tür setzen, denn das Unternehmen will sich seine Eskapaden nicht länger ansehen. Zu allem Überfluss hat es auch noch jemand auf das Leben des windigen Playboys abgesehen. Nur mit Leos Hilfe kommt Duke aus dem Schlamassel raus. Mit fortschreitender Laufzeit nimmt das Chaos im Urlaubsparadies immer absurdere Formen an und schlägt am Ende gar um zum Action-Film. Die bewährte Publikums-Formel der zwei alten Knacker, die noch Feuer sprühen, haben wir in letzter Zeit oftmals auf der Leinwand erlebt. Morgan Freeman besserte sich dabei immer wieder die Schauspieler-Rente auf, sei es an der Seite von Jack Nicholson in „Das Beste kommt zum Schluss“ oder zuletzt mit Michael Caine in „Abgang mit Stil“. Allerdings waren die Rentnerkomödien selten so flach und unangenehm wie hier. Das Schmunzeln über den schlüpfrigen Humor würde einem nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Vorwürfen im Halse stecken bleiben – wenn es denn wirklich etwas zu Lachen gäbe. Doch Ron Shelton – der mit „Annies Männer“ und „Tin Cup“ in den Neunzigern einige Hits landen konnte – inszenierte eine konfuse Chaos-Komödie, bei der kaum ein Gag zündet und man den beiden ausgezeichneten Schauspielern dabei zusehen muss, wie sie sich weitgehend unmotiviert beim Bett-Duell und Limbotanzen zum Affen machen. So möchte man Morgan Freeman und Tommy Lee Jones nun wirklich nicht in Erinnerung behalten.


Ein FILMtabs.de Artikel