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Wohne lieber ungewöhnlich

Frankreich, Belgien 2016 (C’est quoi cette famille?!) Regie: Gabriel Julien-Laferrière, mit Julie Gayet, Thierry Neuvic, Julie Depardieu 95 Min. FSK ab 0

Spitzen-Patchwork! Nein, kein neuer Trend in der Deckenmode, dies ist Patchwork-Familie auf die Spitze getrieben: Sieben Kinder im komplizierten und undurchsichtigen Wechsel bei acht Erziehungsberechtigten untergebracht. Da wissen die Kleinen und Nicht-Mehr-Ganz-Kleinen oft selber nicht so recht, ob sie jetzt zum Vater, zur inzwischen schon wieder getrennten Stief-Mutter oder vielleicht auch mal zu ganz anderen Erwachsenen müssen. Als Zuschauer sollte man trotz ethnischer Einfärbungen gar nicht erst probieren, diese unübersichtlichen Familienbande zu durchschauen.

Da nicht nur Kinderverschickungen, sondern auch die Elternpaarungen durch Beziehungsstreit in Bewegung sind, wird die Patchwork-Situation unerträglich. Die Kinder ziehen einen Schlussstrich und aus. Erst finden sich heimlich alle sieben in einer leerstehenden Pariser Wohnung ein, dann wird der Alltag neu organisiert, während Schul- und Kindergarten-Besuche weiter gehen. Die Eltern brauchen ein paar Tage, um die Veränderung zu bemerken – „wie, er ist nicht bei dir?“. Und werden dann in einen mit erstaunlicher Leichtigkeit funktionierenden Plan integriert: Nun dürfen sie für ihre Besuchstage ins Gästezimmer der Kinder-WG einziehen!

Der Gag von „Wohne lieber ungewöhnlich“, mit dem sinnvolleren Originaltitel „Was ist das für eine Familie?!“, soll sein, dass die Kinder alles viel besser machen. Die Kids im Alter von vier bis siebzehn haben so gut wie keine Organisationsprobleme, können plötzlich perfekt den Haushalt schmeißen. Während die Eltern staunen, dass sie freiwillig den Müll runtertragen.

Das verläuft recht banal, kein Vergleich mit dem wunderbar dramatischen und gleichzeitig spielerischen japanischen Meisterwerk „Nobody knows“, in dem die Kinder aus Not eigenständig überleben mussten. Hier, im neuesten französischen Import, herrscht Tendenz zum Klamauk, Yoga mit groß und klein sieht ja auch sehr witzig aus. Eine Liebesgeschichte dazu und zur Witz-Dichte eine sehr wilde und verrückte Oma. Dies sind alles im besten Fall nette Episoden. Entwicklung gibt es kaum, allein die Tatsache, dass die Wohnung eigentlich verkauft werden soll, sorgt für etwas Spannung. Die jeweiligen Beziehungsprobleme der Elternteile kommen sehr kurz.

Das Ganze wurde zudem etwas ungelenk und umständlich inszeniert. In der Summe glaubt man das alles nicht. Was dem Mitlachen und -bangen ziemlich im Wege steht. Die unglaubliche Harmonie kommt mit einem vielfachen Happy End-Konzert wenigstens schnell zum Ende.


Ein FILMtabs.de Artikel