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Wildes Herz

D 2017 Regie: Charly Hübner, Sebastian Schultz

Was soll man tun, wenn man in der Provinz Mecklenburg-Vorpommerns lebt und dort auch nicht weg will? Noch dazu, wenn die eigenen Gedanken eher links gerichtet sind und man umgeben ist, von rechten Strukturen? Jan „Monchi“ Gorkow sieht nur einen Ausweg: dagegen halten. Schauspieler Charly Hübner hat seine Geschichte und seinen Kampf gegen Rechts gemeinsam mit Sebastian Schultz („Fraktus“) festgehalten. „Wildes Herz“ erzählt von „Monchis“ Jugend in Jarmen, am Südufer der Peene. Seiner Zeit mit den Hansa Rostock Ultras, der Sturm und Drang-Phase, die ihn mit 14 Jahren zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt brachte. In der Musik fand er ein Ventil und als Frontmann der Band Feine Sahne Fischfilets ist er zwischenzeitlich landesweit bekannt. Aber auch als Frontmann gegen Nazis. 2016 ging die Band auf Tour durch die Provinz, denn man wollte die eigene Heimat nicht kampflos den Rechten überlassen. Die Kamera begleitet sie dabei, stellt „Monchi“ in den Mittelpunkt. Ergänzt wird das Bild durch Gespräche mit den Eltern und Freunden, die ein ambivalentes Bild der imposanten Gestalt zeichnen. Aber auch der ständige Konflikt mit den Staatsorganen wird aufgearbeitet. Vom Verfassungsschutz wurde die Band lange als linksextrem eingestuft und unter Beobachtung gestellt. Grund dafür war vor allem der Text eines Songs, der unverblümt Gewalt durch und gegen Polizisten behandelt. Hübner und Schultz beziehen Stellung. Sie stellen heraus, wie wichtig der Kampf gegen rechte Strömungen ist. Ihr Herz schlägt deutlich links. „Wildes Herz“ ist ein Aufruf zur Zivilcourage, eine Verneigung vor denen, die dort gegen Nazis aufstehen, wo der Kampf eigentlich schon verloren zu sein scheint. Auch wenn das Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am Ende ernüchternd ist, macht ihr Film Hoffnung. Beim DOK Leipzig gab es dafür im vergangenen Jahr vier Preise.


Ein FILMtabs.de Artikel