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Tomb Raider (2018)

Tomb Raider (2018)

USA, Großbritannien 2018 Regie: Roar Uthaug mit Alicia Vikander, Dominic West, Walton Goggins, Daniel Wu, Kristin Scott Thomas 118 Min. FSK ab 12

Lara Croft ist zurück – dieser feuchte Digital-Traum aller Computer-Spieler in den 90er Jahren. Angelina Jolie, die Croft-Figur der ersten beiden Filme, ist als Seniorin nicht mehr dabei. Der neue Film vollzieht die Verjüngung und die gesellschaftsfähigere Bekleidung der Lara Croft-Figur in einer neuen Serie von Computer-Spielen nach. Als junge Lara Croft darf sich nun die bisherige Charakter-Darstellerin Alicia Vikander („Ex Machina“, „The Danish Girl“) durchschlagen.

Die neue, junge Lara ist Tochter eines exzentrischen Abenteurers, der spurlos verschwand, als sie noch ein kleines Mädchen war. Sie lebt als Fahrradkurierin in den Straßen der Trendviertel von East London, das Geld reicht kaum. Aber sie will den globalen Konzern und das Erbe ihres Vaters nicht übernehmen, weil sie sich weigert, an seinen Tod zu glauben. Sieben Jahre nach seinem Verschwinden bricht Lara auf, um ihn zu suchen. Es geht zu einem legendären Grabmal auf einer mythischen Insel vor der japanischen Küste und selbstverständlich wird das Abenteuer schnell lebensgefährlich für die kluge und starrsinnige Frau.

So wie ihr frischer Ehemann Michael Fassbender mit seiner Schauspielkunst auch in Schund wie „300“ und „Assassin’s Creed“ bestehen kann, enttäuscht Alicia Vikander als Besetzung für Lara Croft. Während andere Charakterschauspieler schon mal Probleme haben, glaubhaft zu rennen, schlägt sich die Schwedin dabei erstaunlich gut und sieht auch im Vergleich zu anderen Rollen noch wie jung wie eine Studentin aus. Vor allem am Anfang ist Lara als Fahrrad-Kurierin angenehm drin im richtigen Leben. Das verspricht etwas Entwicklung, wo die „alte“ Lara schon perfekte Kämpferin war. Das Rennen unter Radkurieren macht noch Spaß, dann beginnt die Schnitzeljagd in ihrem Elternhaus und führt sie auf die typische einsame Insel mit Grabmal, die das ganze Jahr über für solche Filme ausgebucht ist.

Im Vergleich zu heutigen Action-Filmen verläuft das alles recht lahm. Die Produktion schmeißt die ersten 30 Minuten nicht mit Schauwerten um sich, eine erste Verfolgungsjagd mit kleinen Gangstern sieht man so auch im Nachmittags-Programm der Öffentlich-Rechtlichen. Richtige Action gibt es erst am Ende, wenn die Indiana Jane des Computerspiels ein Indiana Jones Gedächtnis-Rennen und -Raufen veranstaltet. Eine Truhe, die Welten zerstören kann, ist dabei als „ MacGuffin “ nicht wahnsinnig originell.

Bald ist nicht mehr viel vom Realismus des Anfangs übrig, auch nicht von Physik oder Wahrscheinlichkeitsrechnung. „Tomb Raider“ ist zwar nicht außergewöhnlich dämlich, nicht nervig, aber auch sehr bescheiden. Der Gegner ist alles andere als ein charismatischer Schurke, eher ein auch moralisch ungepflegter Sonderling. Die Dialoge gerieten nicht tiefer gehend als es für ein Action-Spiel nötig ist. Dazu viele handwerkliche Schlampereien: Die obligatorische ganz große Wasserrutsche hat diesmal ein altes Flugzeug als letzten Rettungsanker für Lara. Doch das wird jedoch viel zu früh gezeigt, der Effekt verpufft. Das Ãœbersinnliche bleibt vergraben, die für das Spiel so typischen Rätsel halten sich zurück. So gönnt uns „Tomb Raider“ auch nicht das sehr seltene Vergnügen, Menschen beim erfolgreichen Denken zuzusehen. Die ganze Familiengeschichte funktioniert so schlecht, dass es hier fast lächerlich wird. Ein Scherz pro Stunde hält das Ironie-Niveau tief unter Null, aber cool ist diese neue Lara auch überhaupt nicht. Das hätten – bis auf die ersten zehn Minuten – auch viele andere Schauspielerinnen hinbekommen. Aber egal, ob sich das rumspricht, es wird eine Fortsetzung geben.


Ein FILMtabs.de Artikel