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Game Night

USA 2018 Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein mit Jason Bateman, Rachel McAdams. Billy Magnussen, Sharon Horgan, Lamorne Morris, Kylie Bunbury, Jesse Plemons 95 Min.

Ein ganz besonderes Pärchen, das gerne spielt, für das Spiel aber kein Spaß ist: Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams) fanden einander bei einem Spieleabend, in diesem Rahmen gab es auch den Heiratsantrag und das Sozialleben findet sowie nur mit Würfeln, Ratekarten und Spielbrettern statt. Eine schöne Gewohnheit, auch wenn der übermäßige Ehrgeiz von Max und Annie etwas durch den noch größeren Erfolg von seinem Bruder Brooks getrübt wird. Und dass der sitzengelassene Nachbar, ein sehr seltsamer Polizist, nie mitmachen darf, ist ein egoistischer Missklang.

Als nun Brooks mal wieder in der Stadt ist, mit dem Traumauto von Max vorfährt und den Bruder in der Spielerunde vorführt, erreicht der Spaß ein neues Niveau. Denn in der von Brooks organisierten „Murder Mystery“ mit schlecht gespielten Entführern und falschem FBI-Agent mischen sich echte Gangster und kidnappen Brooks. Drei von der „tollen Inszenierung“ begeisterte Paare stürzen sich nun unwissend auf die Hinweise der originalen Entführung. Da alle mehr oder wenig falsch spielen, bleiben sie den echten Verbrechern auf der Spur…

Vor allem wie das eingespielte Pärchen Max und Annie mit Begeisterung und einer vermeintlichen Spielzeug-Pistole im „Pulp Fiction“-Stil echte Verbrecher im Schach halten und sie zum Niederknien mit Hände-Hoch-Joga zwingen, spielt vortrefflich mit dem Missverständnis zwischen Ernst und Inszenierung.

Das Spiel, das tödlicher Ernst wird, und immer wieder die Möglichkeit einer großen Inszenierung aufblitzen lässt, gab es 1997 ernsthaft mit Michael Douglas als „The Game“. Nun titscht diese Idee zwischen Komödie und Action, Klamauk und Küchenpsychologie hin und her. Der psychologische Hintergrund mit Verweis auf mythische Bruderkonflikte von Kain und Abel oder den Baldwins ist im Ansatz fundiert, wird interessant und nett ausgespielt, bleibt aber auf dem Niveau „simpel und überdeutlich“. Und so entscheidet sich „Game Night“ bei der Entscheidung zwischen richtigem Ausspielen der reizvollen Situation und billigem Klamauk immer für die schlechtere Variante. Vor allem den Mitspielern der guten Jason Bateman („Kill the Boss“, „Arrested Development“) und Rachel McAdams („Spotlight“, „Dr. Strange“) bleiben nur die Witzfiguren.

Bei aller Uneinheitlichkeit landet „Game Night“ neben kleinen, schön bescheuerten Scherzen immer wieder auch Volltreffer: Die Do it yourself-Operation einer Schusswunde mit Max und Annie ist herrlich geschriebene, getimte und gespielte Komödie. Eine Szene von Bateman mit weißem Pudel, der am Ende wie das heimlich ausspionierte Zimmer komplett in Blut getüncht ist, reicht fast an den makabren Hunde-Spaß von „Alle lieben Mary“. Nur leider stören dann wieder die zu einfach gestrickten persönlichen Probleme der anderen Paare oder plötzlicher Intelligenz-Ausfall der vorher so cleveren Spiel-Champions. Schade, dass so ein Film mit seinem Potential nicht noch mal zurück in die Drehbuch-Küche geschickt werden kann. Für den vollen Eintrittspreis hätte man gerne auch einen ganz guten Film.


Ein FILMtabs.de Artikel