« | Home | »

Lady Macbeth

Großbritannien 2016 Regie: William Oldroyd mit Florence Pugh, Cosmo Jarvis, Paul Hilton 89 Min. FSK: ab 12

Für den Preis eines Stückchens Land wurde sie verkauft. Wir sind in England, zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Nun ist Katherine (Florence Pugh) Ehefrau von Alexander Lester (Paul Hilton), der sie abends im Schlafzimmer nicht anfasst, sondern sie nur nackt anschaut. Auch der Film sperrt Katherine ein – in einen Rahmen der Räumlichkeiten. Selten sorgt ein Sonnenstrahl oder ein Ausflug für Aufhellung. Doch als sowohl Alexander als auch der dominante Schwiegervater Boris Lester (Christopher Fairbank) ohne Ankündigung vom Anwesen abreisen, beginnt die geknechtete Hausherrin ein leidenschaftliches Verhältnis mit einem ungehobelten Arbeiter. Diese, auch sexuelle Befreiung führt zu einer Selbst-Ermächtigung gegen den schlagenden Schwiegervater. Auch der gemeinsame Mord des Paares am nach langer Zeit zurückkehrenden Ehemann zeigt eine schockierende Gewalt und Entschlossenheit. Das schwarze Hausmädchen Anna verstummt vor Schock und Schuld, doch die wahre „Lady Macbeth“ ist noch nicht am Ziel.

Anders als in Nikolai Leskows Vorlage, dem Roman „Lady Macbeth von Mzensk“ aus dem Jahr 1865, und der gleichnamigen Oper von Dmitri Schostakowitsch und Alexander Preis wird sich das Ende des Dramas gestalten. Mit der Verlagerung ins England des 19. Jahrhunderts kommen in der äußerst packenden Verfilmung zum Schlachtfeld Geschlecht auch das von Klasse und Ethnie hinzu. Ein in dichter Inszenierung und exzellenter Kamera (Ari Wegner) sehr eindrucksvolles Kinodebüt von William Oldroyd. Bei einer fesselnden und schockierenden Geschichte vor allem auch die Entdeckung der Hauptdarstellerin: Die bislang unbekannte Florence Pugh spielt Katherine in allen Gefühlslagen und Macht-Positionen geradezu atemberaubend intensiv. So blickt die Kamera nach Katherines dritten Mord eine gefühlte Nacht nur auf ihr Gesicht, das die Tat im Wandel verarbeitet. Ein unvergesslicher Kinomoment!


Ein FILMtabs.de Artikel