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Barry Seal – Only in America

USA 2017 (American Made) Regie: Doug Liman mit Tom Cruise, Domhnall Gleeson, Sarah Wright 115 Min. FSK: ab 12

Unglaublich, aber wahr. Das gilt für die Geschichte des Piloten Barry Seal (1939-1986), der für die CIA Waffen und Drogen schmuggelte. Aber vor allem auch für den Hintergrund des Iran-Contra-Skandals, mit welchem der heutzutage geschätzte Präsidenten-Schauspieler Ronald Reagan Weltpolitik auf Cowboy-Manier betrieb.

Pilot Barry Seal (Tom Cruise) sorgt schon mal persönlich für Turbulenzen, weil ihm Linienfliegen so extrem langweilig erscheint. Da kommt Anfang der 80er Jahre der mysteriöse Mr. Schaefer (Domhnall Gleeson) von der CIA gerade recht: Er bietet Barry eine eigene Firma mit einem super-schnellen Propeller-Flieger an, um damit in Mittelamerika Rebellenstellungen auszuspionieren. Mit Aufdeckung des kleinen Zigarren-Schmuggels, den Barry nebenbei betreibt, braucht er gar nicht zu drohen. Denn diesen neuen Job erfüllt der Draufgänger mit wahnsinniger Begeisterung und zu größter Zufriedenheit. Auch als den immer optimistischen, auch kognitiven Tiefflieger irgendwann beim Nachtanken in Kolumbien ein paar Herren mit Schnäuzern und Pistolen bitten, hunderte Kilo Koks auf dem Rückweg mitzunehmen. Das kolumbianische Drogen-Kartell um Pablo Escobar macht mit Seals eine neue Schmuggelroute auf und alle schwimmen im Geld. Als dann die US-Regierung unter Reagan linke Rebellionen mit Waffenlieferungen untergraben will, hebt Barrys Unternehmen völlig ab: Eine ganze Luftflotte transportiert Drogen und Waffen. Allerdings auf Umwegen: Die Maschinengewehre landen bei Escobar in Kolumbien, denn die rechten Contras in Nicaragua wollen gar nicht kämpfen, nur Geschäfte machen. Und auch General Noriega in Panama bekommt noch seinen Anteil ab, um das Schurkenszenario der Freunde Reagans komplett zu machen. Irgendwann stapeln sich hunderte von Millionen Dollar jeweils in den Banken, die um den Wohnort von Barry Seals herum wachsen. Der Hund kann nicht mehr im Garten buddeln, weil überall Geldtaschen vergraben sind.

Doug Liman ist ein erfolgreicher Regisseur, der nach seinem ersten Erfolg „Swingers“ (1996) mit „Jumper“ (2008), „Mr. & Mrs. Smith“ (2005) und „Die Bourne Identität“ (2001) ins Action-Fach wechselte. Nun verfilmte er das abenteuerliche Lebensende von Barry Seal mit Tom Cruise als millionenschweren Star-Ballast, der verhindert, dass die unglaubliche Geschichte wirklich abhebt. Cruise ist zwar der richtige Darsteller für diesen eindimensionalen und eigentlich langweiligen Typen. Doch da man sich so nie wirklich für Seal oder seine geldgeile Frau interessiert, da der Film eher Farce als lustiger Thriller ist, wird alles schnell so kurzweilig wie ein langer Langstreckenflug nach Asien. Im Gegensatz zu Filmen, die damals noch versteckte schmutzige Seiten der Politik aufdecken wollen, dekoriert Zeitgeschichte hier nur den Hintergrund.

Seals Weg von der TWA zur CIA ist zwar anfangs flott erzählt und geschnitten, doch irgendwann geht der Autopilot an und die Passagiere können ruhig schlafen. Der naive Patriot und Idiot Seals agiert immer mal wieder unfreiwillig pazifistisch in seinem kriminellen Treiben, diese bekloppte wahre Geschichte ist weder packend noch politisch.


Ein FILMtabs.de Artikel