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Haus ohne Dach

D 2017 R: Soleen Yusef, D: Mina Özlem Sagdic, Sasun Sayan, Murat Seven, 117 min

Soleen Yusef wuchs in Kurdistan und Berlin auf. Als sie neun war, flohen ihre Eltern aus dem Irak nach Deutschland. Sie studierte an der Filmakademie in Ludwigsburg Regie und hier schloss sich der Kreis: Für ihren Abschlussfilm kehrte sie mit einem Team in ihre Heimat zurück, um die Geschichte einer Vertreibung zu erzählen. Wie sie selbst sind ihre drei Protagonisten Entwurzelte. Die Geschwister Liya, Jan und Alan leben mit ihrer Mutter Gule in Deutschland. Vor langer Zeit kamen sie aus Kurdistan, nun erwartet die Mutter von ihren erwachsenen Kindern, dass sie sie zurück in die Heimat begleiten. Undenkbar für den stolzen Alan, der sich die Nächte auf Partys mit flüchtigen Bekanntschaften vertreibt. Auch Liya bleibt, enttäuscht von Jan, der in die Pläne eingeweiht war. So reist nur der introvertierte Jan mit seiner Mutter zurück in das Gebiet im Norden des Iraks. Doch kurz darauf sendet er seinen Geschwistern eine Nachricht: Gule ist gestorben. Sie will in einem kleinen Ort neben dem Vater beerdigt werden. Doch die Familie ist dagegen. Die Gründe dafür verheimlicht Jan seinen Geschwistern. Heimlich stehlen sie den Leichnam und eine Odyssee durch die gewaltige Landschaft beginnt, während weiter im Norden der Islamische Staat erste Städte besetzt. Als das Team um Soleen Yusef mit den Dreharbeiten rund um ihre alte Heimatstadt beginnen wollte, besetzte der IS die Stadt Mosul. Die Geschichte, die Yusef erzählen wollte, nahm plötzlich eine andere Wendung. Das Trauma ihrer Eltern, das die Geschwister aufarbeiten, steht stellvertretend für das des ganzen Landes. Familiäre Geheimnisse treten ans Licht der gleißenden Sonne, die über der atemberaubenden Landschaft brennt. Yusef setzt sie gemeinsam mit ihrem Kameramann Stephan Burchardt eindrucksvoll in Szene und widmet ihrer Heimat und den Menschen dort ein berührendes und bemerkenswertes Debüt.


Ein FILMtabs.de Artikel