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Der dunkle Turm

USA 2017 (The Dark Tower) Regie: Nikolaj Arcel mit Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor 95 Min. FSK: ab 12

Ja, es ist tatsächlich nicht weit vom dunklen Turm Mordors in „Der Herr der Ringe“ bis zu Stephen Kings „Dark Tower“, denn „der“ Suspence-Autor der Moderne ließ sich für dieses ganz spezielle erzählerische Universum von Tolkien inspirieren. Bis zu einem anständigen Film scheint der Weg allerdings viel weiter, denn wie die ausufernde Romanreihe „The Dark Tower“ („Der dunkle Turm“) mit acht Bänden und einem Comic in einem ausnahmsweise mal nicht überlangen Film verwurstet wurde, ist eine enorme Enttäuschung vor allem für Stephen King-Fans und -Kenner.

Der 14-jährige Einzelgänger Jake Chambers (Tom Taylor) lebt in New York, aber vor allem in seiner eigenen Welt. Er träumt immer wieder davon, wie Kinder gequält werden und ein dunkler Turm mit deren unschuldiger Energie zerstört wird. Selbst Jakes eigene Mutter erklärt ihn bald für verrückt, gerade als Wesen aus seinem Traum ihn wie viele andere Kinder einfangen wollen. Auf seiner Flucht findet er das Haus aus seinen Visionen und springt über ein Portal in die postapokalyptisch zerstörte „Mid-World“.

Hier trifft Jake auf Roland (Idris Elba) – kein Ritter, kein Jedi, sondern ein Cowboy und der letzte seiner Art. Dieser „Gunslinger“ bekämpft den „Man in Black“ Walter (Matthew McConaughey), der mit entführten Kindern den Dunklen Turm attackiert und damit unsere Welt, „Keystone Earth“ genannt, zu zerstören droht. Unterstützt wird Walter durch albtraum-reife Monster in vielen Formen, dunkle, maskierte Horden aus Kings düsteren Fantasien. Alle sind hinter Jake her, weil er mit besonderen Kräften ausgestattet ist. In der Reihe von Querverweisen zu Kings anderen Werken, wird Jakes telepathische Fähigkeit Shine genannt wird – Shine wie in Shining!

Gut und böse sind im Film „Der dunkle Turm“ klar getrennt, der Reichtum der Vorlage reduziert sich auf einen Jugend-Action- und Fantasy-Film, der höchstens als nett durchgehen kann. Die wüstenartigen Landschaften sind gut ausgewählt, zwei mit sehr viel Charisma aufgeladene Darsteller stehen sich gegenüber und machen ihren Job. Die Thematik paralleler Welten, an der sich auch Neil Gaiman mit „Interworld“ versucht hat und eigentlich einen Film daraus machen wollte, scheint für den Jugendfilm prädestiniert. Typisch für King ist das Prinzip, eine andere Realität hinter der sichtbaren Oberfläche. Das führt zu gespenstigen Szenen, wenn entgeisterte Fremde Jake plötzlich wie in alten Horrorfilmen durch New York verfolgen. Und zu ein paar magischen Momente, wenn beispielsweise der „Man in Black“ in den Erinnerungen von Jakes Mutter herumläuft, um sich dessen inzwischen entfernte Zeichnungen anzusehen. Nett anzusehen auch die vielen Kunstschüsse des Mannes, der „mit seinem Herzen zielt“. Dies ist eindeutig nicht der Horror-King, hier agierte der Fan von Tolkiens „Der Herr der Ringe“.

Überaus erstaunlicher ist vor allem, wie viele gute Leute die Produzenten über zehn Jahre hier verbraucht haben, um ein sehr mäßiges Filmchen auf den Markt zu schmeißen. „Lost“-Macher und „Star Trek“-Erneuerer J.J. Abrams hatte den Stoff als erster aufgegriffen und dann aufgegeben. Am Drehbuch schrieben die Dänen Anders Thomas Jensen und Nikolaj Arcel mit. Wobei Jensen mit unter anderem „Zweite Chance“, „Love Is All You Need“, „Nach der Hochzeit“ und „Adams Äpfel“ zu den absolut besten seines Handwerks gehört. Regisseur Nikolaj Arcel schrieb an exzellenten dänischen Thrillern wie „Erlösung“, „Schändung“ und „Erbarmen“ mit und inszenierte mit Mads Mikkelsen den Historienfilm „Die Königin und der Leibarzt“. Doch wahrscheinlich war es schon viel zu spät, als diese Leute einstiegen. Da aus diesem Produktions-Verkehrunfall wohl nicht mehr ein erfolgreiches Franchise über mehrer Kinofilme wird, müssen vor allem die Fans noch etwas länger auf eine TV-Serie zu „The Dark Tower“ warten, die in Arbeit ist.


Ein FILMtabs.de Artikel