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Nichts passiert

Schweiz 2015 Regie: Micha Lewinsky mit Devid Striesow, Maren Eggert, Lotte Becker, Annina Walt 88 Min. FSK: ab 12
Dieser Thomas ist schon ein ganz schöner Waschlappen. Am liebsten geht er jedem Konflikt aus dem Weg. Seine Frau Martina verachtet ihn dafür, seine 15jährige Tochter Jenny nutzt es schamlos aus, dass er nicht nein sagen kann. Obwohl sie keinen Bock hat und seine Frau keine Zeit besteht Thomas darauf, mit der Familie in den Skiurlaub zu fahren. Auch als Sarah auf dem Rücksitz Platz nimmt, gibt es keine Widerworte von Thomas. Schließlich ist sie die Tochter des Chefs und der Duckmäuser rechnet sich berufliche Aufstiegschancen aus, wenn sie mit in den Familienurlaub kommt, auch wenn Jenny relativ schnell von ihr angenervt ist. Dann gibt’s eben ein neues Snowboard und die familiäre Harmonie ist wieder hergestellt. Täglich geht der Papa mit den Mädchen auf die Piste. Martina vergräbt sich derweil in Arbeit. Als der Sohn des Pächters Severin die Mädels in die örtliche Disco einlädt, fährt Thomas sie sogar in den Ort. Doch dann kommt es zur Katastrophe, die Thomas’ heiles Weltbild aus dem Gleichgewicht bringt. Jeder Versuch, das Geschehene zu verheimlichen, reitet den Familienvater nur noch tiefer in den Schlamassel. Thomas manövriert sich konsequent in den Abgrund und es ist fast schmerzhaft dem von Devid Striesow verkörperten Pantoffelhelden dabei mitansehen zu müssen. Striesow gibt seine Figur nicht der Lächerlichkeit preis. Für jeden seiner Schritte gibt es Gründe und doch vergräbt man als Zuschauer seine Finger immer tiefer in der Sitzlehne. Jeder Schritt hallt im Zuschauer nach und man stellt sich zwangsläufig die Frage: wie würde ich handeln? Es ist bemerkenswert, mit welch bitterer Konsequenz der Schweizer Regisseur Micha Lewinsky, der mit seiner charmanten Komödie »Die Standesbeamtin« auch die Zuschauer hierzulande begeisterte, seine Geschichte durchzieht. Das kann das Schweizer Kino, dem deutschen hätte vermutlich der Mut dazu gefehlt.


Ein FILMtabs.de Artikel