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Ein Schotte macht noch keinen Sommer
Großbritannien 2014 (What we did on our holiday) Regie: Andy Hamilton, Guy Jenkin mit Rosamund Pike, David Tennant, Billy Connolly, Amelia Bullmore, Emilia Jones 96 Min. FSK: ab 6
Wieder mal streiten die Eltern – diesmal nicht bis die Polizei kommt und die Kinder den Elektro-Schocker ausprobieren dürfen. („Papa, tut der Strom sehr weh?“) Denn Abi (Rosamund Pike) und Doug (David Tennant) leben ja auch nicht mehr zusammen und nun streiten die Anwälte wegen der Scheidung. Aber jetzt fahren sie, zu fünft in ein Auto und den Stau gequetscht, von London zum Großvater Gordie McLeod (Billy Connolly) in Schottland. Der wird 75, hat es am Herzen und nun auch Krebs im End-Stadium. Deshalb will man ihm noch einmal die heile Familie vorspielen. Lottie, ein zu erwachsenes, zehnjähriges Mädchen (Emilia Jones) notiert fürsorglich, was die Kinder alles nicht sagen dürfen. Also jetzt nicht lügen, nur ein paar Sachen nicht erwähnen.
Doch schon bei der Ankunft im voll vernetzten Haus des Onkels, einem Börsen-Zocker, stellen die Kinder schnell fest, dass die intelligente iCloud bei den McLeods keinen Leopard malen kann. Dafür bereitet sie mit den Klatsch-Lampen beim falschen Applaus für erlittene Violinen-Vorspiele viel Spaß und enthüllt auf allen verbundenen Bildschirmen später ein Familiengeheimnis, das längt Youtube-Hit war.
„Ein Schotte macht noch keinen Sommer“ ist ein wunderbarer Film, der äußerst unauffällig daher kommt: Zuerst verraten die Dialoge Haarsträubendes und im Film sehr Komisches. Sie zeigen den kleinen und großen Wahnsinn in diesem Familien-Chaos. Dann entzieht sich Großpapa Gordie McLeod seiner eigenen Geburtstagsfeier mit 250 Gästen für einen Nachmittag am Meer mit den Enkeln. Wie hier die 81 Prozent alten Wikinger-Gene von Gordie mit der Begeisterung des Kleinsten für die Nordmannen entflammt, ist in herzlich unkonventioneller Kuriosität so groß wie die schönsten Szenen in „Harald & Maude“.
Im flotten Wechsel der Szenen und Stimmungen ist die Komödie mit Tiefgang erst mal sehr unterhaltsam. Kaum setzen die Geigen für besonders viel Sentiment an, kommt schon der nächste Schnitt mit neuem Moment. So wird auch die Highland-Landschaft (Wie hoch sind die Highlands? Höher als die Lowlands!) nicht übermäßig bemüht. Trotzdem versteht man Gordie mit seiner Liebe zu den Lakes und der Küste nur zu gut. Denn dieser „Schotte“ spielt alles exakt so weit an, bis man kapiert, was wirklich wichtig ist im Leben.
Dass alle lächerlich seien und es deshalb sinnlos wäre, zu urteilen oder sich zu ärgern, lautet die schottisch-buddhistische Quintessenz des Alten. Die Weisheiten der Kinder kommen ihr immer wieder putzmunter und spontan zu Hilfe. Wie dabei im Vorbeigehen oft umwerfend witziger Szenen zwei Ehen wieder auf die richtige Bahn kommen und sogar eine zickige Sozialarbeiterin besänftigt wird, ist nur eines von vielen Kunststücken des wundervollen Films. Ein schöneres Ende kann man sich nicht wünschen. âœ
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 18.11.2014 / 2:15
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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