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Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1

USA 2014 (The Hunger Games: Mockingjay – Part 1) Regie: Francis Lawrence mit Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman 125 Min.
Da spottet er, der Spotttölpel: Ãœber alle, die sich vom Marketing übertölpeln lassen: Ein Film zum Preis von zwei? Warum nicht. Ich doch günstig, oder? Günstig für die Produzenten und die Kinos. Die Zuschauer bekommen wie bei all diesen Erfolgs-Serien einen halben Film und müssen dann noch ein Jahr auf ein halbes Finale warten…
Nachdem schon Teil Zwei der überraschend politischen und gegen Kriege aufgestellten Jugendunterhaltung (nach der Trilogie von Suzanne Collins) eine Hängepartie war, funktioniert auch die erste Hälfte von Teil Drei nicht als eigenständiger Film. Es ist vor allem die Nacherzählung der wichtigsten Ereignisse im Befreiungskampf von Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence): Die Sache mit den zynischen Hunger-Games ist aufgeflogen. Jetzt herrscht offener Krieg zwischen dem Capitol und den Aufständischen unter Führung vom District 13. Doch es ist auch hier nicht alles gold, was rebelliert.
Plutarch Heavensbee (noch einmal: Philip Seymour Hoffman), der ehemalige Regisseur der Hunger-Games, inszeniert nun Katniss als mediale Ikone für den Widerstand und deren Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore). Zwar gibt es kein unten und oben im unterirdischen Ameisenstaat des District 13. Und auch die dem Capitol entflohenen Paradiesvögel wirken negativer als die von ihnen kritisierte Gleichmacherei. Doch die Mechanismen von Propaganda, Masse und Macht funktionieren überall perfekt. Und wieder zielen sie auf den Krieg.
Die unfreiwillige, zweifelnde Heldin Katniss erlebt Tag und Nacht Albträume. Die Folgen des Krieges sind eindrucksvoll schrecklich ins Bild gebracht. In die wie im zweiten Weltkrieg zerbombten Städte legt der Film einen Teppich aus tausenden Toten. Das Hospital mit hunderten Verwundeten ist auch ohne Nahaufnahmen schockierend – und wird in einem besonders barbarischen Akt von Präsident Snow (Donald Sutherland) bald eingeäschert. Der Wahnsinn des Krieges im Innern der Freunde von Katniss tut das Seinige, um den Kriegstreibern von Heute in Politik und Medien einen Denkzettel vorzuhalten. Besonders Peeta, der nur im kritischen Zustand aus den Gehirnwäsche-Laboratorien von Snow befreit werden konnte, erschreckt Katniss. Den beiden Liebenden für die Zeit der Zirkus-Show – und etwas länger – lässt der Film auch das Schlussbild, eines der wenigen großen Bilder. Was ein gutes Ende an sich wäre, doch nebenan muss noch eine Menge erzählt werden.
Für Romantik ist bei den Hunger Games Teil 3.1 kein Platz mehr, auch nicht für Action oder Heldentum. Die Stimmung ist düster. Wie sonst, wenn man mit in den Luftschutzbunker muss und bei jedem Bombeneinschlag zittert. Dass in Momenten von Katniss’ größter Erschütterung immer eine neuseeländische Sanges-Drossel lossäuseln muss, geht zu weit. Dabei ist „Panem“ doch selbst immer am besten, wenn er die Momente der zynischen Manipulation bitter vorführt. Aber ein selbstreflexiver Zwitter ist dieses Mockingjay-Vögelchen nun doch nicht, dazu plappert es zu viel und zu erfolgreich nach. Wie die ganze Geschichte ihre Kurve zum nicht wirklich fröhlichen Ende bekommt, wird man erst in einem Jahr sehen. Und dann auch sinnvoller mit einem kompletten dritten Teil.
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Ein FILMtabs.de Artikel