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New Moon – Biss zur Mittagsstunde

New Moon – Biss zur Mittagsstunde
USA 2009 (Twilight 2) Regie: Chis Weitz mit Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner 131 Min. FSK ab 12

Die Schöne und der Biss

Da hat das nette Mädel gerade eine Beziehung mit einem Vampir hinter sich und war dauernd in Gefahr, von seiner Familie vernascht zu werden. Und was macht sie als nächstes? Sie fängt was mit einem Werwolf an. Unverbesserlich. Vielleicht sollte sie mal eine Beziehung mit einem stinklangweiligen Beamten starten, dessen einziger Reiz es ist, total reizlos zu sein. Aber dann hätten wir nicht mit „New Moon“ noch einen hochwertigen Teenie-Vampirfilm bekommen. In den USA ging der Hype um die Filme nach den Buchvorlagen von Stephenie Meyer auch beim diesem typischen zweiten Teil mit den üblichen Hängern weiter.

Bella Swan (Kristen Stewart) hat Angst vor dem Altern, obwohl der Teenie eine Romanze mit einem Typen hat, der 106 Jahre alt ist. Doch Edward Cullen (Robert Pattinson) ist ein noch junger Vampir und zudem ein vegetarischer. Das bringt auch – in den USA populäre – sexuelle Enthaltsamkeit mit sich, denn Liebeslust würde leicht zu einem Blutrausch führen. Als weiteres Problem gibt es die Altersfrage, weswegen Bella gerne selbst Vampir werden würde, doch Edward sorgt sich im ihre Seele. Seele? Na ja, nicht alles ist gelungen, nicht alles „macht Sinn“ bei diesem ebenso emotionalen wie fantastischen Liebesabenteuer.

Edward trennt sich von Bella, um sie zu schützen und für ihr Liebesleid lässt sich der Film ungewöhnlich viel Zeit, findet in einer genialen Kreisbewegung um Bellas Verharren im Schmerz einen ersten ästhetischen Höhepunkt. Als Rettungsanker fungiert nach Monaten der Indianer Jacob Black (Taylor Lautner), ein guter Freund, der jedoch heftig verliebt ist. Irgendwann macht ihn die Wut über die Vernachlässigung zum Tier, genauer zum Werwolf, denn das steckte in seinen Genen. Derweil entdeckt Bella, dass die einzige Möglichkeit, sich Edward nahe zu fühlen, Todesgefahr ist. Nun fügt der Film noch etwas Drama und ultra-mächtige italienische Vampire ein, bevor er sich bis zum dritten Teil vertagt – das übliche Dilemma solcher zweiten und Zwischen-Teile.

Schon durch den Todeswunsch von Edward gerät „New Moon“ sehr morbid. Was bei den blassen Schönen in Edwards Familie einen schönen Reiz mit sich bringt. Nur ziehen sich diese blutarmen Blutsauger für den halben Film zurück, überlassen die Leinwand einerseits dem Schmerz, den dunklen Augenrändern und – weniger bewegend – den Werwölfen. Die sind zwar in zivil schön knackige Jungs, die Verwandlung in Form von digitalen Tiernummern geriet aber fast albern. Die Tricktechnik hat den Charme von Jack Arnolds Kreaturen und lässt Jack Nicholson als Werwolf vermissen. Dazu gelang die indianische Wolffamilie längst nicht so cool stylish wie die Vampire.

Trotzdem gefällt auch dieser Teil der Vampirsaga mit großen Landschafts-Szenerien, melancholischen Popsongs, der ganz ungewöhnlich entschleunigt wilde Jagden begleiten. Das Phänomen des völlig hippen Cult-Status von Hauptdarsteller Robert Pattinson muss man vielleicht denen erklären, die nicht mit aktuellen Teenie-Vibes vertraut sind. So packt „New Moon“ vor allem durch „Looks“ aber auch durch sorgfältig inszenierte und gut gespielte Romantik. Dass die Logik ganz schnell scheitert, wenn Gedankenlesern ins Spiel kommen, dass Bella zwar sehr eigenwillig und unabhängig ist, aber anscheinend zu doof, Motorrad zu fahren, ist wohl eher dem Roman anzukreiden. Auch die Sorge ums Seelenheil, mag Teenager von heute nicht wirklich interessieren. Doch wenn die Liebe, dieser fiese Vampir, Bella das Herz rausreißt, können alle Generation in dieser neuen Romantik schwelgen.


Ein FILMtabs.de Artikel