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Vision ­ Aus dem Leben der Hildegard von Bingen

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
BRD 2009 (Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen) Regie & Drehbuch: Margarethe von Trotta mit Barbara Sukowa, Heino Ferch, Gerald Alexander Held, Hannah Herzsprung, Lena Stolze 111 Min. FSK ab 12

Brauchen wir ein Kopftuch-Verbot für Filme? Dann hätten die verqueren Ideologien kultureller Kreuzritter vielleicht mal was Gutes! Margarethe von Trottas Historienfilm über die christliche Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) schafft es, trotz einiger Anknüpfungspunkte zum Heute, spröde zu bleiben wie ein kratziges Klostergewand. Eine entmystifizierte Mystikerin kann auch wohlmeinend nur als dröger Schulstoff durchgehen.

Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten und faszinierendsten Frauenfiguren des Mittelalters. Sie war Äbtissin, Seherin, Heilkundige und Komponistin. Ihr Leben, gespielt von Barbara Sukowa und inszeniert von Margarethe von Trotta, zeigt Mittelalter zwar oft üblich düster, gewährt aber auch neue Ansichten. So war das Klosterleben für reiche Töchter keine Abstellkammer sondern durchaus eine Karriere. Vor allem wenn man im Kloster unter der wegen ihrer Schriften berühmten Schwester Hildegard dient. Bei den Ränken und Machtspielen spielen auch die mit ins Klosterleben eingebrachten Ländereien und die Schenkungen von Sponsoren, sprich: Landesherren wie dem Bischof von Mainz, eine Rolle. Das wäre dramatisches Material, wenn Hildegard sich eigenwillig ihr eigenes Kloster zulegt. Immer im Streit gegen den kleingeistigen, eifersüchtigen Abt.. Doch diese Szenen bleiben erschreckend dröge, ebenso die beinahe unsichtbaren Visionen der Hildegard, die sie doch berühmt gemacht haben. Ästhetisch ist dies alles finsterstes TV-Mittelalter, unterbrochen durch eine unmotiviert wackelige Handkamera. Die Kraft des Gesangs wabert nur dekorativ im Hintergrund herum.

Neben lieblos eingestreuten Szenen über Kräuter, Steine und Musik, die den Lernstoff Hildegard abhaken, bleibt eine energische Frau, die ihre Karriere verfolgt. Dabei glaubt sie sich immer ihrem Glauben verpflichtet, einzelne Szenen zeigen aber auch Eifer- und Selbstsucht. Barbara Sukowa spielt mit der Hildegard bereits zum dritten Mal nach „Die bleierne Zeit” und „Rosa Luxemburg“ in einem Film von Margarethe von Trotta. Eindrucksvoll ist sie nur, wenn mal eine Rebellin wie in der „Bleiernen Zeit“ aufblitzt. Unauffällig auch Heino Ferch als Mönch Volmar, Alexander Held als Abt Kuno und Hannah Herzsprung als Novizin Richardis.


Ein FILMtabs.de Artikel