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Maria, ihm schmeckt’s nicht!

Maria, ihm schmeckt’s nicht!
BRD, Italien 2009 (Maria, ihm schmeckt’s nicht!) Regie: Neele Leana Vollmar mit Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Maren Kroymann 90 Min. FSK o.A.

Dass ein „Sommerkino-Film“ überhaupt nichts im Kino zu suchen hat, dieses Paradox können nur die drei Buchstaben ZDF bei den Produzenten erklären. Aus der gleichnamigen, scheinbar viel gelesenen Buchvorlage des einstigen Werbetexters Jan Weiler wurde ein mit Postkarten-Bildern garnierter Italien-Ausflug, der sich über Klischees lustig machen will, aber selbst vor lauter Klischees nur am Rande ein eigenes Herz findet.

Christian Ulmen spielt Christian Ulmen, der sich diesmal Jan nennt: Unsicher stammelnd, nie einen Satz vollendend, einigt er sich mit seiner Freundin Sara (Mina Tander) auf eine baldige Heirat. Der Besuch bei Saras italienischem Vater Antonio (Lino Banfi) macht auf „Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich“, doch erst als der eigentümliche Schnauzbart – hoch wie breit eine grantelnde Variante von Danny DeVito – eine kirchliche Hochzeit im apulischen Campobello durchsetzt, trifft der „Clash of Civilization“ Jan voll ins Gesicht. Er versteht kein Italienisch und die ganze Campobello-Familie zerreißt sich das Maul. Er ist allergisch gegen Meeresfruchte und die familiäre Küchen-Mafia stopft ihn mit Muscheln und Tintenfisch. Als Atheist und schlimmer Individualist soll er mit der Riesensippe in einer italienischen Kirche heiraten. Die Hochzeit ist hier längst keine Privatsache mehr, die Liebe von Jan und Sara, von der man nie viel sah, wird aufgegeben für das, was Familie will. Klar, dass der Höhepunkt des „typisch italienischen“ Chaos kurz vor der Hochzeit erreicht wird.

Dieser Vorabendstoff zeigt Alles und alle sehr nett. Es ist echt total lustige, wie disse Italiener spreche, haha. Krampfhaft herbei gezwungene Probleme öden an, die Scherze wirken höchstens albern, meistens dämlich. Ulmen bleibt das stammelnde Jungelchen. Maren Kroymann, die man in so einem TV-Filmchen nicht erwartet, darf als Jans Schwiegermutter fast nix sagen. Und ist ohne Worte trotzdem besser als der Rest. Die einzig originelle Idee des Films ist eine mit Jans Übersetzungsfehlern erzählte Rückblende, in der aus dem tränenreichen Taschentuch (fazzoletto) am Bahnhof ganz konkret ein Bett (letto) wird.

Nur die Lebenslüge der Nebenfigur Antonio bringt mit kräftiger Nachhilfe rührender Musik (Niki Reiser) ein wenig Kinofilm-Gefühl. Da erinnert man sich an richtige Filme aus ähnlich gemischten Familien, etwa an Fatih Akins unterschätzten „Solino“. Die Tragik des Gastarbeiters, der nur als Clown überlebt und dessen italienischer Vater schon ein Fremder aus Sizilien war, kann wild interpretiert vielleicht mit Ulmens Schicksal, zu oft Clown sein zu müssen, verglichen werden. Doch da treibt nur die geistige Leere dieses Postkarten-Scherzchens wilde Blüten.


Ein FILMtabs.de Artikel