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Eldorado
Belgien, Frankreich 2008 (Eldorado) Regie: Bouli Lanners mit Bouli Lanners, Fabrice Adde, Françoise Chichéry, Philippe Nahon 81 Min. FSK ab 12
Da stöbert man auf einem chaotischen Schrottplatz irgendwo in der Wallonie rum und entdeckt veritable Klassiker: Neben Homers alter Odyssee tummeln sich in „Eldorado“ der klassische Western, ein wunderbarer Roadmovie und vor allem grandiose Typen, an denen man sich herzlich erfreuen kann. Das belgische Multitalent Bouli Lanners ist mit „Eldorado“ seit seiner Premiere in Cannes (drei Preise in der „Quinzaine“!) auf Erfolgstour durch Europa – als Regisseur und ganz körperlich selbst am Steuer seines alten Chevrolet.
Es ist eine dieser Szenen, die man nicht mehr vergisst und gerne weiter erzählt (und „Eldorado“ hat einige davon): Der üppige Oldtimer-Händler Yvan (Lanners) entdeckt bei seiner nächtlichen Heimkehr Spuren eines Einbruchs. Bewaffnet mit einem Auspuff-Rohr macht er sich auf die Suche nach dem Täter, der sich tatsächlich noch unter dem Bett versteckt. Heraus will er nicht und dort lassen will ihn Yvan auch nicht.. Also verbringen beide den Rest der Nacht in einem umwerfend komischen Waffenstillstand.
Als sich der Dieb – ein dürrer Junkie namens Elie (Fabrice Adde) – im Morgengrauen heraus traut, weil sich der grimmige Wächter schlafend stellt, ergeben eine Treppe und ein zufällig geschickt geworfenes Auspuff-Rohr zwangsläufig den Sturz Elies in die Sympathien des Publikums. Dass sich diese Szene außerhalb des Bildes, also nur in den Köpfen der Zuschauer ereignet, zeugt schnell vom filmischen Talent des Regisseurs. Doch schon die vorherigen Dialoge mit ihrem trockenen, lakonischen Humor überzeugten.
Diese Szenen sind erst der Anfang eines Roadmovies, einer Odyssee durch die Wallonie hin zur französischen Grenze. Denn selbstverständlich kann der gutherzige Yvan den verlorenen Einbrecher nicht gehen lassen, ohne ihn zu versorgen und ihm etwas Geld zuzustecken. Das Absetzen an einer Straßenkreuzung bringt Elie auch nicht weiter in Richtung seiner Eltern, denn der schöne subtile Bildhumor zeigt, dass diese Kreuzung nicht nur im Nirgendwo liegt, sondern auch scheinbar vier mal Nirgendwo hin führt.
Das südliche Belgien mit den Weiten der Venn-Landschaft erinnert nicht zufällig an einen Western, wobei die vielen skurrilen Begegnungen der beiden tragikomischen Helden mit großen Talent zum Slapstick eine surreale Reise ins Wallonen-Land ergeben. Dabei sind von nudistischen Campern bis zu herzergreifend vereinsamten Müttern die Figuren faszinierend einmalig, die Settings unglaublich abwegig und die Dialoge auf knappsten Raum treffend. Der Weg ist das Ziel und dieses liegt immer in einem selbst oder zumindest im dahingleitenden Chevrolet.
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Der 1965 im deutschsprachigen belgischen Örtchen Kelmis geborene Bouli Lanners erhielt 2008 in Cannes für „Eldorado“ in der renommierten Nebensektion „La Quinzaine des réalisateurs“ gleich drei Preise. Der Internationale Kritikerverband „Fipresci“ sah „Eldorado“ zudem als den Besten Film der Sektionen „Kritikerwoche“ und „Quinzaine“. Auch der Verband „Europa Cinémas“ gab seinen Hauptpreis an Lanners, ebenso wie sieben jugendliche Cineasten ihren Preis „Regards jeunes“. Der Maler und Autodidakt Lanners übernahm zahlreiche Jobs beim Film bevor er als Schauspieler populär wurde. 1999 schrieb und inszenierte er sein Regiedebüt „Travellinckx“. Der Nachfolger „Ultranova“ erhielt viele internationale Festivalpreise.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 10.05.2009 / 5:00
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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