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39.90

39.90
Frankreich 2007 (99 Francs) Regie: Jan Kounen mit Jean Dujardin, Jocelyn Quivrin, Patrick Mille, Vahina Giocante, Elisa Tovati 104 Min. FSK ab 16

Alles ist käuflich, vor allem: Alle! Der Werbe-Texter Octave (Jean Dujardin) überzieht seine Welt mit einer ätzenden Schicht aus Verachtung. Dieser „French Psycho“ dekoriert wie in der Verfilmung von Bret Easton Ellis’ „American Psycho“ all die tollen Konsumgegenstände mit Labeln und Barcodes. Hypercool rollt Octave mit dem Segway durch die Welt der Eitelkeiten, in der sich die Werbefuzzies an Lächerlichkeit überbieten. Im Kino läuft der legendäre Apple-Werbefilm „1984“, die trendigen Rechner stehen überall im Bild rum. Voller Verachtung haut er die schäbigsten Ideen in ein paar Minuten in die Tasten, immer auf Koks, während der Hamster derweil im Laufrad durchdreht. Selbst seine tragische Liebesgeschichte mit Sophie (Vahina Giocante) sieht aus wie ein Werbefilm – für einen Softporno. Sie verlässt ihn, eine „Schnee“-Lawine reißt ihn mit, er verliert sich im Horrortrip der Werbewelt und springt dem Tod nur knapp von der Schippe. Nach dem Entzug richtet sich Octaves Verachtung ganz auf die eigene Branche. Ein paar – wenige – hässliche Seiten der Konsumwelt blitzen auf, aber ein definitiver Anschlag auf den schönen Schein wird hinterrücks geplant.

Der Film „39,90“ basiert auf dem gleichnamigen Besteller von Frédéric Beigbeder, der mit diesem beißenden Insider-Roman seine eigene Karriere als Star-Werbe aufkündigte. Davon ist noch viel zu sehen: Der Joghurt von Madone – gemeint ist unübersehbar Danone – wird beim Dreh des Spots vom Modell genüsslich wieder ausgewürgt. Octave taucht bei seinem Abschied aus dieser Welt in eine berauschende Bilderflut ein. Styling ist selbst im letzen Moment alles. Das gilt auch für den ästhetisch faszinierenden und satirisch oft treffenden Film mit seinen coolen Songs. Die Vorherrschaft des Äußerlichen überrascht nicht beim Regisseur Jan Kounen: Bei seiner Brutalo-Action „Dobermann“ (1997), beim postmodernen Western „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ (2004) und selbst bei der Dokumentation „Darshan – Die Umarmung“ (2005) sah immer alles gut aus. Was „39,90“ fehlt ist die Menschlichkeit, die in „Schmetterling und Taucherglocke“, Jean-Dominique Baubys Abrechnung mit der Modebranche, alles trägt. Dazu verliert sich der anfänglich berauschende Spott zu lange in alternativen Enden.


Ein FILMtabs.de Artikel