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Michael Clayton

USA 2007 R: Tony Gilroy Mit: George Clooney, Tom Wilkinson, Sydney Pollack, Tilda Swinton, Michael O’Keefe, Denis O’Hare 120 Min. FSK ab 12

„Michael“ – eine fahrige Stimme spricht im Wahn aus dem Off, während die Kamera durch die Hallen einer New Yorker Anwaltskanzlei fährt. Im fiebrigen Tonfall erzählt ein Mann von einem Moment der Erkenntnis, dass die gesamten vergangenen Jahrzehnte eine einzige Lüge waren. Wir sehen eine gehetzt wirkende Frau, die über einem Waschbecken nach Luft ringt und schließlich ein explodierendes Auto.
  Dem entstieg nur Minuten zuvor Michael Clayton. Er ist eine Art Cleaner der Kanzlei, ein Mann ohne Eigenschaften, der immer dann ins Spiel kommt, wenn die Luft brennt. Wenn ein Klient der Kanzlei einen Mann angefahren und Fahrerflucht begangen hat, zum Beispiel. Dann setzt er die Mechanismen in Bewegung, sorgt für rechtlichen Beistand und kalkuliert kühl die Möglichkeiten. Aber er ist auch ein Spielsüchtiger, der sich mehr als einmal verkalkuliert hat.
  Deshalb ist er angewiesen auf seinen Geldgeber und das beruht auf Gegenseitigkeit. Als sein scheinbar psychisch gestörter Kollege Arthur Edens außer Kontrolle gerät, wird Michael gerufen. Er macht wie üblich seinen Job, versucht Arthur ruhig zu stellen, lässt sich nicht durch seine Freundschaft zu ihm beeinflussen. Doch bald entdeckt er die Quelle des Wahnsinns: sein Freund ist in einen Ameisenhaufen aus Korruption und Kaltblütigkeit gestoßen, den der Chemiekonzern U/North darstellt.
  Regisseur Tony Gilroy, der bereits mit den Drehbüchern der Bourne-Trilogie zeigte, wie man einen Polit-Thriller auf das Wesentliche reduziert, legt nun mit diesem Brocken nach. Keine Liebesgeschichte stört die Handlung, keine Actionsequenzen verwässern den Plot – kalkuliert und nüchtern erzählt er von Macht und -missbrauch.
  Nach dem Rausch zu Beginn tritt Gilroy auf die Bremse, blendet zurück und fordert volle Aufmerksamkeit vom Betrachter. Belohnt ihn aber auch mit einem exzellenten Ensemble: Clooney liefert, wie schon in SYRIANA, die Identifikationsfigur, einen charakterlosen Geist, vor dem sich Abgründe entfalten. Swinton beweist erneut Mut zur Hässlichkeit und gibt die kaltblütige Konzernchefin ohne Moral. Wilkinson schließlich spielt den Wahnsinn mit der gewohnten Intensität. Sie alle glänzen in einem Thriller, der den Zuschauer bis zum ernüchternden Schluss ernst nimmt.


Ein FILMtabs.de Artikel