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Goodbye Bafana

Goodbye Bafana
BRD / Frankreich / Belgien / Großbritannien / Italien 2006 (Goodbye Bafana) Regie: Bille August mit Joseph Fiennes, Diane Kruger, Dennis Haysbert, Mehboob Bawa, Adrian Galley 117 Min.
 
Eigentlich lässt sich Geschichte recht raffiniert aus der Perspektive einer Randfigur erzählen: "Rosenkranz und Güldenstern" haben eine eigene und vor allem originelle Sicht auf ihren Fiktionskumpanen Hamlet. Hitler Sekretärin war nah dran am "Führer" – zu nah letztlich. Und dann wäre da der weiße Südafrikaner, der Nelson Mandela während der Apartheid Jahrzehnte lang bewachte. Doch dieser Versuch, in "Goodbye Bafana" eine bewegende Geschichte von schwarzem Widerstand und aufrechtem Kampf in Randnotizen zu erzählen, geriet zur verklärten und verfärbten Peinlichkeit.
 
Im Jahr 1968 tritt ein farb- und ausdrucksloser Wärter einen neuen Job auf der südafrikanischen Gefangeneninsel Robben Island an. Obwohl auch die Familien der Bewacher selber Gefangener der Insel sind, steht weißes Familienglück dabei im Mittelpunkt. Ein Glück, dass man seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde: Das karrieregeiles Pärchen James (Ralph Fiennes) und Gloria Gregory (Diana Kruger) landet mitten im Hausfrauenklatsch einer Minigemeinschaft. Als quasselnde Friseuse macht sich das dumme Blondchen beliebt, bis ihr Mann Winnie Mandela einen Schokoriegel des gefangenen Nelson zusteckt. Nun gibt es Prügel und die Beförderung ist bedroht.
 
Dabei erwies sich James als idealer Spion für das Zensurbüro, denn er spricht Xhosa, die Sprache der rechtmäßigen Bewohner dieses Landstriches. So kontrolliert er nicht nur den einen Brief mit 500 Worten, den die Hochsicherheitsgefangenen, diese angeblichen "Terroristen", alle sechs Monate schreiben und empfangen dürfen. Er hört auch die Gespräche Mandelas mit, die ihm seinen Schützling langsam näher bringen. Heißt es anfangs bei den weißen Südafrikanern, man kämpfe und morde "für unsere Familie", geht es nach einem schlecht motivierten Gesinnungswandel um höhere Ziele. James liest selber die verbotenen Flugblätter des ANC und durchschaut die Propaganda des Staates.
 
Das einzige Moment für ein großes Drama, die Tatsache, dass James immer die Verantwortung für den Tod von Mandelas Sohn trägt, wird von Ralph Fiennes wortwörtlich "verspielt". Sein James ist ein ausdrucksloser Typ – so einen kann der kleine, unbegabtere Fiennes recht gut wiedergeben. Nur befürchtet man, dass er nicht viel mehr kann. Die nächste Katastrophe ist die Anti-Schauspielerin Diana Kruger. Wobei die indirekte Behauptung, dass ihre Figur eigentlich für den Machtwechsel in Südafrika verantwortlich ist, alles ins Absurde überführt: Denn hätte sie sich nicht mehr Gehalt erhofft, wäre James nie als ausgleichendes Moment der Wächter von Mandela geblieben…
 
Aber fast der ganze Film besteht aus Abziehbildern. Die Buren-Bullen sind alberne Schreihälse in kurzen Hosen, die unbedingt Kriege, notfalls Bürgerkriege wollen. Unter den gewöhnlichen Proleten vom Sicherheitsdienst ist James der einzige Mensch mit Gewissen. Das Sozialleben der Frauen ist nur lächerlich. Der titelgebende Bafana ist James’ schwarzer Freund aus der Kindheit. Gute Idee, eigentlich, doch "Cache" von Michael Haneke macht klar, wie viel in so einer Erinnerung tatsächlich steckt.
 
Kurz: "Goodbye Bafana" erzählt mehr schlecht als recht von einer historischen Position, die nicht besonders interessiert. Kleinbürgerliche Sorgen erscheinen hier wichtiger als die wahrhaft großartige historische Figur Nelson Mandela. Selbst die Freundschaft der verschiedenen Männer taucht in der auf Weiß fixierten Perspektive nur in Fragmenten auf. So verwundert es nicht mehr, dass die zwei, drei wirklich bewegenden Momente Mandela und dem Befreiungskampf gehören.


Ein FILMtabs.de Artikel