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The Good German

The Good German
USA 2006 (The Good German) Regie: Steven Soderbergh mit George Clooney, Cate Blanchett, Tobey Maguire 105 Min.
 
Dunkle Zeiten. Das muss den ebenso innovativen wie mutigen und handwerklich genialen Regisseur Steven Soderbergh ("Ocean’s Eleven", "Erin Brockovich", "Out of Sight", "Sex, Lies, and Videotape") gereizt haben, auch mal einen dunklen Film zu machen. Nicht gleich "Berlin, Alexanderplatz", den Fassbinder, den das Feuilleton im Fernsehen nicht durchblicken konnte. Aber immerhin schwarze Serie mit dunklen Machenschaften und düsteren Gassen. Mit seinem Produzenten-Kumpel George Clooney in der Hauptrolle und Cate Blanchett als dunkelhaarige Marlene Dietrich-Imitation wurde "The Good German" ein moderner Polit-Thriller im alten Stil.
 
Steven Soderbergh nutzt den Filmtitel "The Good German" in seinem düsteren Nachkriegsthriller vor allem zynisch. Als der gutgläubige US-Kriegskorrespondent Jake Geismar (George Clooney) im Trümmer-Berlin des Jahres 1945 ankommt, dauert es eine Weile, bis er merkt, welches schmutzige Spiel hier abläuft. Jake soll Lockvogel sein, denn er hatte vor dem Krieg eine Affäre mit der Deutschen Lena Brandt (Cate Blanchett). Und deren Mann Emil hält sich und wichtige Notizen zum geheimen Raketen-Programm der Nazis versteckt. Jetzt, kurz vor der Friedenskonferenz in Potsdam, wollen die Amis, die Russen und die Deutschen den Mann aus unterschiedlichen Gründen haben.
 
Soderberghs stilistische Spielerei "The Good German" nutzt Schwarz-Weiß, altmodische Wischblenden, absichtlich schlechte Rückblenden, gut zwischen geschnittene alte Dokumentar-Aufnahmen für eine Atmosphäre zwischen "Der dritte Mann" und "Casablanca". Dementsprechend sind auch die Bestandteile dieses hintergründigen Politthrillers: Schwarzmarkt- und andere dunkle Geschäfte. Die Fronten der Spionagetruppen sind längst nicht mehr so klar wie im Krieg vor einigen Monaten. Und die Siegermächte sind eifrig dabei, die Beute zu teilen. Der Deal von Potsdam lautet kurzgefasst: Ihr kriegt Polen, wir die Nazi-Wissenschaftler.
 
Wer hier an Wernher von Braun denkt, die von den Nazis übernommene Apollo-Antriebskraft, von deren US-Ruhm jeglicher Schatten seiner Pennemünde-Vergangenheit abtropfte, hat ins Schwarze getroffen. Von Braun arbeitete in genau jenem erwähnten Stollen Dora an der legendären V2, der Vernichtungswaffe, die London bombardierte. Die Arbeitskräfte wurden wie in Konzentrationslagern behandelt: Langsam verhungern lassen und dann neue Kriegsgefangene ranschaffen, war "wirtschaftlicher" als ausreichend Nahrung verteilen.
 
"The Good German" ist ein kriegs-dramatischer Liebesfilm im Stile von "Casablanca", aber auch ein deutlicher Hinweis auf eine brutal eigennützige Form der "Entnazifizierung" und damit bitter wie "Der Dritte Mann". Nicht zufällig prangt "Persil" von den Wänden der amerikanischen Filmkulissen, die Berlin darstellen.. Der einzige vielleicht gute Deutsche des Films stirbt übrigens kurz vor dem Finale.


Ein FILMtabs.de Artikel