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Die Brücke nach Terabithia

Die Brücke nach Terabithia
USA 2007 (Bridge to Terabithia) Regie: Gabor Csupo mit Josh Hutcherson, AnnaSophia Robb, Zooey Deschanel, Robert Patrick, Latham Gaines, Isabelle Rose Kircher 95 Min. FSK: o. A.
 
Zwei Welten begegnen sich in dem sehr schönen Kinderfilm. Ja, auch Fantasie und Realität, aber dazu später. Es ist erst einmal die Roman-Vorlage "Die Brücke in ein anderes Land" der Amerikanerin Katherine Paterson, die den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis 2006 erhielt. Also eher "kindgerechte" Literatur. Und dann die Hollywood-Maschinerie in Form von Disney, die schon viele gute Geschichten entseelt hat. Doch diesmal ging es gerade noch gut …
 
Jess (Josh Hutcherson) lebt mit seiner armen Familie auf dem Land, wird in der Schule immer fertig gemacht und flieht zuhause vor der Übermacht dreier Schwestern in die Fantasiewelt seiner Zeichnungen. Auch für das Laufen begeistert sich der empfindsame Junge, drum irritiert es ihm umso mehr, als die neue Mitschülerin Leslie (AnnaSophia Robb) ihm beim Wettrennen schlägt. Dazu kommt noch eine einnehmend frische Art, Leslies strahlendes Lächeln und schon kriegt Jess den Mund nicht mehr zu.
 
Zögernd kommt ihre Freundschaft in die Gänge. Da Leslie auch Nachbarin von Jess ist, streunen sie gemeinsam durch den Wald und die schillernde Fantasie des literarisch begabten Mädchens macht aus der Umgebung ein Märchenreich. Das verlassene Baumhaus lässt sich mit dem richtigen Blick als Burg sehen. Trotz der Ermahnungen des realistischen Vaters folgt der Junge den Ideen der jungen Erzählerin. Wobei sich die Probleme und Quälgeister des Schulalltags in den Fabelwesen des Waldes widerspiegeln. Die große, gemeine Achtklässlerin, die an der Toilettentür Geld verlangt, taucht als Riesentroll aus dem Gehölz auf. Aus den beiden nervigen und schlagenden Hinterbänklern werden hüpfende und quiekende Minimonster. Mit der Kraft aus den fantastischen Abenteuern bewältigen die Kinder wiederum zusammen die Probleme in der Schule und zuhause.
 
Die moderne Fabel verlässt sich weitgehend auf die Kraft der Fantasie. Anfangs stellen sich Leslie und Jess nur die Wesen des Waldes vor, dann erst kommt die digitale Animation des Films hinzu. Die Spanne der Themen reicht ganz heutig vom Recht auf "freies Pinkeln" bis zu Tod und Trauer. Während Schauspiel und Figurenzeichnung überzeugen, meldet sich öfters der Verdacht, im Film wird der ausführlichere Roman zu kurz angerissen.
 
Die Produktionsfirma Walden Media will übrigens bewusst christliche Ideologie in ihre Filme mit einschmuggeln. Auch wenn es nicht so pervertiert wie in "Die Chroniken von Narnia" daherkommt, wirkt das Religiöse hier aufgesetzt und bildet einen der Schwachpunkte des ansonsten sehr reizvollen Films. Ob eine verstorbene Schülerin in der Hölle schmoren muss, beantwortet der Film nachlässig – man will bei den Kindern ja nicht unnötig Ängste abbauen. Überhaupt scheint der gute Jugendfilm trotz der völligen Altersfreigabe in mehrerer Hinsicht nicht für Vorschulkinder geeignet.


Ein FILMtabs.de Artikel