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Der Fluch der Betsy Bell

Der Fluch der Betsy Bell
USA 2004 (An American Haunting) Regie: Courtney Solomon mit Donald Sutherland, Sissy Spacek, Rachel Hurd-Wood 90 Min. FSK: ab 16
 
Es war einmal eine Frau, die von übernatürlichen Erscheinungen verfolgt wurde. Überall, wo man sie sah, waren Geister und Dämonen nicht fern. Doch wir wollen hier nicht die bedauernswert einseitige Karriere der Sissy Spacek analysieren. Darf sie doch in dieser historischen Horrorgeschichte wieder eine komplexere Rolle spielen. Genau wie der Film im Horror-Mäntelchen daherkommt, aber letztendlich von sexueller Gewalt in der Familie erzählt.
 
Das junge Mädchen Betsy Bell (Rachel Hurd-Wood) wird von etwas Unsichtbarem durch das Zimmer geschleift, geohrfeigt, getreten und gezwackt. Nachdem sich das Wesen ein paar Nächte so ausgetobt hat, ereignen sich im Bett eindeutige Stellungen und Zuckungen. Die Perspektive dieses Geistes sehen wir etwas farbloser, doch blass werden irgendwann alle Beteiligten. Man muss unweigerlich an den "Exorzist" denken. Oder besser gleich an Schmids "Requiem", der realen, psychologischen Seite dieser Teufeleien, um dem Filmschrecken und dem Aberglauben etwas Realität entgegen zu halten.
 
Es handelt sich wohl um den Fluch einer Nachbarin, der die Familie Bell mit Unheimlichen verfolgt. Weil Vater John (Donald Sutherland) unchristliche Zinsen verlangte – angesichts heutiger Dispokredite wünscht man so was auch den Bankern an den Hals. Doch im letzten Teil des Films erfährt er eine heftige Wendung: Das wahre Böse ist ziemlich real, nämlich der Vater, der seine Tochter vergewaltigt. Das Übernatürliche manifestiert nur die Verdrängung des Unfassbaren. Das funktioniert logisch nicht richtig, ist aber immerhin relevanter als der übliche Horror.
 
So erweist dieser "Fluch" nicht nur ungewöhnlich in seiner Handlung. Mit gutem Schauspiel, stimmungsvollen Bildern und sorgfältiger Inszenierung hebt er sich vom üblichen Horror ab. Der dosierte Schrecken baut nicht – wie so auf in diesem Genre – nur ein paar bekannte Namen, die den Großteil des Etats verschlingen und den Rest dementsprechend schlecht aussehen lassen.


Ein FILMtabs.de Artikel