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“Sommer 04”-Regisseur Krohmer im Gespräch

"Sommer 04"-Regisseur Krohmer im Gespräch "Ich muss drehen …"
 
Aachen. Nach einer sehr positiv beachteten Premiere in Cannes startete das intensive Drama "Sommer 04" mit guten Zahlen in den deutschen Kinos. Doch in der dritten Woche ging die Nachfrage zurück und so machte sich der Regisseur Stefan Krohmer noch mal auf zu einer Kinotour in die "mittelgroßen Städte". Im Apollo reichte es am Mittwoch nur für einen Kurzauftritt vor der Filmvorführung.
 
Neugierige und Fragen waren reichlich vorhanden für den jungen Regisseur des durchgehend begeistert besprochenen Sommerdramas mit Martina Gedeck. Stefan Krohmer erzählte locker und mit Witz von nicht immer einfachen Dreharbeiten. Gleich betonte er die Zusammenarbeit mit Daniel Nocke. Seit 8 Jahren schreibt der eine die Drehbücher, der andere inszeniert den Film. "Sommer 04" ist nach "Sie haben Knut" (2003) der zweite gemeinsame Kinofilm. Dabei ist die Verständigung durchgehend, Nocke schaut sogar auch mal beim Schnitt vorbei. Sein besonderes Talent: "Daniel vermeidet Szenen, die ich nicht hinkriege." So unaufdringlich wie die Ironie in Krohmers Antworten bleiben auch die Charakterisierungen, Vorausdeutungen und dramatischen Schicksalswenden von "Sommer 04", dem Familien- und Segelurlaub an der Schlei, bei dem eine seltsam verklemmte Mutter (Gedeck) in erotische Konkurrenz mit der 12-jährigen Freundin ihres Sohnes tritt.
 
"Nicht der Plot, sondern die Situation hat uns interessiert", schildert Krohmer die selbstbewusst andere Herangehensweise, die das junge deutsche Kino bereichert. Von Anfang an herrscht eine untergründige Spannung im Urlaubsheim an der Schlei. Die Dialoge sind auf dem Punkt, psychologisch genau bis zum überraschenden Ende. Unberechenbar wie die weibliche Hauptfigur waren auch die Aufnahmen der Segeltörns mit zwei Booten in wechselnder Besetzung: Nachdem man eine Stunde raus auf die Ostsee gefahren ist, zwang mehrmals eine Flaute zu Rückkehr. "Und ein Drehtag kostet 25.000 Euro!"
 
Als nächstes machen Krohmer und Nocke einen Fernsehfilm für die ARD: "Ich muss drehen, sonst werde ich unruhig." So unruhig wie die Begleitung, die zum nächsten Termin drängt und das zu kurze Gespräch beendet.


Ein FILMtabs.de Artikel