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Hard Candy
USA 2005 (Hard Candy) Regie: David Slade mit Patrick Wilson, Ellen Page, Sandra Oh, Jennifer Holmes 103 Min. FSK: ab 18
Kontakt-Anzeigen und Internet-Chats sind gefährlich, man ahnt nie, ob man dabei nicht eine Niete oder Mogelpackung erwischt. Dieses Klischee wird zumindest nicht tot geritten, "Hard Candy" schließt sich dafür nahtlos an die Diskussion um das Webcommunity-Angebot MySpace.Com. Dort versucht man nach öffentlichem Druck zu verhindern, dass Jugendliche von Pädophilen kontaktiert werden. Bei "Hard Candy" kommt es zum Treffen mit unerwarteten Folgen…
Nach drei Wochen Internet-Chat treffen sich der dreißig-jährige Modefotograf Jeff (Patrick Wilson) und die 14-jährige Hayley (Ellen Page) in einem realen Café. In Sprüchen und Kameraführung läuft eine wenig subtile Verführung ab, etwas Soft-Porno- oder Bilitis-Spannung auf dem Weg in sein gestyltes Appartement. Ein paar Drinks, eine spielerische Fotosession und nach 20 Minuten Film erwacht der Fotograf gefesselt auf einem Stuhl. Die erwarteten Machtverhältnisse haben sich umgekehrt. Eine energische und zu Einigem entschlossene junge Frau hält dem vermeintlichen Pädophilen eine Anklagerede. Dann bereitet sie im Operationskittel alles für seine Kastration vor. Des Volkes Stimme, die immer gern für Pädophile "Kopf ab" oder "Schwanz ab" fordern, kann sich die Erfüllung ihres Wunsches ausführlich ansehen. Mit knappen Action-Einlagen, seltenen Beschleunigungen und hektischen Schnittfolgen entwickelt sich das Zwei-Personen-Drama bis zum selbstgerechten Finale.
Aus dem Kamera- wird bald ein Kammerspiel. Die anfangs einer 14-Jährigen entsprechend naiven Dialoge füllen sich mit immer mehr Sarkasmus, welcher der ganzen Konstruktion viel Ernst und diskussionswürdige Substanz raubt (Drehbuch: Brian Nelson), sie zur Lachnummer macht. Schnell spürt man: "Hard Candy" gibt vor, das Thema Selbstjustiz und Rache dialektisch in konzentrierter Form zu behandeln, gleitet aber in sinnlos makabre Albernheiten ab.
"Hard Candy" spielt eine Weile mit Zweifeln an der Schuld des Opfers und der Zurechnungsfähigkeit der Anklägerin. Zum Ende bleiben Elektroschocks als Argument. Der Film des Videoclip-Regisseurs David Slade wirkt wie eine Hochschulvariante des wesentlich erwachseneren und reiferen Polanski "Der Tod und das Mädchen" (1994), wobei der belanglose Film sich erdreistet, auf den uralten us-amerikanischen Pädophilie-Vorwurf gegen Polanski zu verweisen. Und auch auf Jodie Fosters Vergewaltigungs-Rache "The Accused" (1988) weist der mediokre Film hin, ohne dass ein Vergleich angebracht wäre.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 26.06.2006 / 9:30
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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