Zug des Lebens

DVD-Regional Code 2. Französisch und Deutsch: Dolby Digital 5.1, Dolby Surround. Untertitel in deutsch. Bildformat 1:1,85 Letterbox. Anbieter: Sunfilm Entertainment.

Der vielfach prämierte Film von Radu Mihaileanu um ein ost-jüdisches Dorf, das sich zur Rettung vor den heranmarschierenden deutschen Truppen selber deportiert, überträgt seinen besonderen Humor auf die DVD-Ausgabe: Sprache spielt eine bedeutende Rolle bei der Flucht des ganzen "Schtetls" mit Hilfe eines zusammengeklaubten und auf Reichsbahn umdekorierten Zuges. Da muss der Holzhändler Mordechai, der - nicht ganz gegen seinen Willen - für die Rolle des befehlshabenden Nazis bestimmt wird, mühsam die deutsche Sprache erlernen. Sein Lehrer tröstet ihn mit einer für den Film typischen Weisheit: "Die deutsche Sprache ist sehr hart, präzise und traurig. Jiddisch ist eine Parodie des Deutschen. Hat jedoch obendrein Humor. Ich verlange also nur, wenn sie perfekt Deutsch sprechen wollen, den Humor wegzulassen ..." Auf der abenteuerlichen Reise wird Mordechai mehrfach Rededuelle gegen echte deutsche Offiziere bestehen - auch mit der dialektischen Fähigkeit der Textanalyse, früh eingeübt im Talmud-Studium.

Erst Lubitsch hatte schon 1942 in seiner Maskerade "Sein oder Nichtsein" das Lachen als Waffe gegen die Nazis gerichtet, Roberto Begnini läutete mit "Das Leben ist schön" einen neuen Umgang mit dem Holocaust ein. Radu Mihaileanu, der in Frankreich lebende rumänische Regisseur, schickt eine jiddische Parodie der Deutschen auf die Reise, die ihren beißend komischen Höhepunkt hat, als sich zwei hingebungsvolle Nazi-Schauspieler wider Willen in ihrer einsamen Aufgabe Trost spenden.

Die ganze Selbstdeportation per Zug, die einer Idee des Narren Schlomo folgt, ist ein absurder jiddischer Witz, voll bitterer Erkenntnis über die Ausweglosigkeit der eigenen Situation und trotzdem immer mit eine komischen Note präsentiert. Da passt ideal das Deutsch mit jiddischen Anklängen der Flüchtlinge. Beim Wechsel der DVD-Sprachversion überrascht, dass die französische Originalversion ausnahmsweise mal die schwächere ist. Hier fehlen die jiddischen Anklänge weitestgehend. Die zum Glück frei wählbaren Untertitel helfen, wirklich alle jiddischen Wendung zu verstehen, übersetzen aber leider nicht das Hebräische der Gebete und Lieder.

Die weiteren Features der DVD fallen mager aus: Neben der unter Werkgedanken wenig sinnvollen Unterteilung in 22 direkt ansteuerbare Kapitel finden sich eine schriftliche Inhaltsangabe mit Szenenfotos und der Kinotrailer. Der in der hochwertigen Dolby-Präsentation noch eindrucksvolleren Mischung aus Elementen jiddischer und Roma-Musik von Goran Bregovic ("Time of the Gypsies", ""Underground", "Arizona Dream", "La Reine Margot") hätte man sich auch als separaten Track gewünscht. Trotzdem verdient dieser außergewöhnliche und herausragende Film eine Verbreitung auf DVD, einem Medium, das seine Qualitäten jenseits der überfüllten Kinos möglichst gut wiedergibt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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