Zeit des Zorns

I/Fr/BRD 1993 (Il lungo silenzio) Regie: Margarethe von Trotta, 93 Min.

Das stärkste, vielleicht weil wortloseste, Bild für das Eheleben von Carla und Marco zeigt der Anfang: Ein älteres Paar spaziert verliebt am Strand. Doch als die Kamera zurückfährt, sind die sechs schwerbewaffneten Leibwächter zu sehen, die den italienischen Staatsanwalt bewachen. Die Situation zwischen beiden ist liebevoll aber auch bis ins Hysterische gespannt. Jederzeit können die Mafia-Killer zuschlagen, seitdem Marco einen Bestechungsskandal aufdeckte. Und jetzt gehen seine Spuren bis in höchste Regierungs- und Wirtschaftsebenen. Die deutsche, in Italien lebende Regisseurin Margarethe von Trotta setzte Frauen ins Zentrum ihres italienischen Films. Historisch in der aktuellen Phase der Veränderung angesiedelt, ergreift Carla, nachdem auch ihr Mann ermordet wurde, die Initiative. Sie bringt andere hinterbliebene Frauen an die Öffentlichkeit und sammelt das gemeinsame Wissen.Kamera und Montage sind dabei nüchtern, stehen ganz im Dienst der (manchmal gestelzt) redenden Figuren. Nur die unterlegte Musik Ennio Morricones setzt kräftige Akzente. So läßt der nicht gerade kurzweilige Film Raum für die Überlegung, welche Verhaltensweise gegen die Mafia Margarethe von Trotta vorschlägt. Das solidarische Handeln der Frauen erinnert an den wesentlich unterhaltsameren Mafia-Frauen-Krimi "Camorra" von Lina Wertmüller: Unabhängig von den verseuchten konventionellen Systemen, agieren die Frauen in neu geschaffenen Verbindungen. Trotta legt dabei großen Wert auf die gleichzeitige Fähigkeit der Frauen, mit Geburten das Leben fortzusetzen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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