Yen Town - Swallowtail Butterfly

J 1996 (Yen Town) Regie

Eine fantastische Geschichte, bei der schon die Titeltexte mit ihrer dynamischen Ästhetik faszinieren: Es geht um die Outcasts, die Außenseiter Yentowns, der Stadt, in die alle nur wegen des Yen kommen. Für Geld machen sie alles. Ihre Fixierung ist so stark, dass sie mit dem Namen Yentown synonym werden, sie werden die Yentown. Bei Regen ist ihre Stadt gelb wie in Lars von Triers "Element of Crime".

Glico ist eine junge Waise unter den Chinesinnen in Yentown. Habgierige, falsche Weiber, Prostituierte haben sie einst als Namenlose weitergereicht und verkauft. Eine Freundin malt ihr eine Raupe ins Dekolleté, ohne zu ahnen, dass daraus tatsächlich mal ein Schmetterling erwachsen wird. Glico wirkt irritierend wie eine asiatische Makatsch, sie singt sogar genauso lispelnd. Die äußerliche Handlung beginnt, als sich in der Leiche eines brutalen Freiers, der aus dem Fenster flog, eine Kassette mit Sinatras "My Way" und, als Code versteckt, Basiswissen zum Fälschen von Geldscheinen findet.

In die teils unscharfen, überstrahlten, verwackelten Bilder fließt ganz unauffällig die soziologische Analyse eines Mischmaschs der Völker ein. Im Multikulti-Sprachgemisch einigt man sich praktischerweise auf Englisch. Trotz seines Settings ist "Yen Town" eher ein internationaler als ein japanischer Film - was seine positiven und seine negativen Seiten hat. Teilweise ist er gemäßigt eigenwillig, aber auch mal universell langweilig. Insgesamt sollte das geneigte und offene Publikum diesen Film jedoch keineswegs verpassen. Einzelne Momente und Szenen brennen sich tief in die Erinnerung ein: Die elende Opiumstraße mit dem verrückten Arzt an ihrem Ende. Die Auflösung für das Schmetterlings-Tattoo in der grausamen Kindheitserinnerung Glicos. So ist "Yen Town" auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Film. Er nimmt sich viel Zeit, erzählt mal frisch, mal abgestanden, ist auch mal blutig bis hin zum Splatter. Zum Schluß kommt dann endlich wieder die bewegende und romanhafte Geschichte von Glico und ihren Brüdern nach vorne, bei der das Herz des Films schlägt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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