Willkommen in Wellville

USA 1994 (The Road to Wellville) Regie: Alan Parker, 122 Min.

Nach Fellinis Tod drehte sein Geist eine Ehrenrunde über Cinecitta, schiffte sich auf einem Rhinozeros-Deck über den Ozean ein und landete 1907 im Örtchen Battle Creek. Der berühmte Dr. Harvey Kellog - Anthony Hopkins verkleidet hinter Häschen-Zähnen, langer Nase und zu kleiner Nickelbrille - kümmert sich dort in seinem Sanatorium hauptsächlich um den Verdaungstrack seiner Patienten. Für alle Krankheiten leitet er skurrile Behandlungsmethoden ein: vom rhythmisch schallenden Gruppenlachen, über Elektroschocks für den Genitalbereich bis zu ausgeklügelten Foltermaschinen.

Der Erfinder der Corn Flakes und der Heizdecke in der Stadt der Corn Flakes-Imitatoren erlaubt keinen Sex bei all den reizvollen Nonnen der Natur im Tempel der Gesundheit. Eine schwere Aufgabe, besonders für das getrennt und heimlich um seine Sinnesfreuden bemühte Ehepaar Lightbody. Will kompensiert die häufigen Einläufe mit futuristischen Erotik-Gerätschaften, Eleanor (Bridget Fonda im historischen Kostüm ist ebenfalls bestaunenswert) läßt sich vom deutschen Dr.Spitzvogel "handhaben".

In der fellinesken Groteske (nach T.C. Boyles Roman über die historische Adventisten-Bewegung) mit wild überzeichnenden Gesichtszügen (eine goldene Pappnase für die Maske) lassen sich Bodybuilding- und Fitness-Studios erkennen, auch die rigiden Lehren verschiedenster Therapien, die nur den Therapeuten dienen. Doch das klatschende, schallende und oft anal-fixierte Vergnügen um schwer zügelbare fleischliche Gelüste verblüfft durch hemmungslose Lust an wilden Übertreibungen und einer so gar nicht hollywood-mäßigen heilenden Sinnlosigkeit.

Besonders originell ist der ehemalige Menschenfresser Hopkins/Hannibal Lector als überzeugter Vegetarier anzusehen.Irgendwo entblößt sich in den beiden Handlungssträngen der Kapitalismus, Rückblenden zeigen die herzlose Seite des Dr.Kellog. Die Farce über das Geschäft mit der Gesundheit bereitet stimmulierendes Vergnügen.

Ein Verleser aus der epd-Film: In diesem Film wird nicht gekleckert, sondern gek(l)otzt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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