Willi und die Windzors (ARD, 27.11.96)

Von Günter H. Jekubzik

Elizabeth ist eine arbeitslose Königin, gefeuert von einem jungdynamischen Premierminister. Da sich die Sippschaft in den anderen europäischen Monarchien verleugnen ließ, landete der Clan in Hannover bei einem sehr bürgerlichen Zweig der Familie. Die Begrüßung als Spätaussiedler durch einen Verkehrspolizisten war nur eines der bissigen Spott-Attentate von Hape Kerkeling. Allein die Idee, Königs und Bürgers bei Eierlikör und Kekse auf eine abgewetzte Couch zu setzten, war ein Königreich wert.

Kerkeling hatte ja schon immer einen Hang zu Königshäusern, besonders zur oranischen Beatrix. Er spielte selbst den einfachen, geschäftstüchtigen Möbelhändler und Tana Schanzara gab als Tante Else das Superlativ von Volkstümlich.

Ohne Geld und inkognito wurden die Hoheiten mit dem Leben konfrontiert und erwiesen sich im Praxistest als degenerierte Albernheiten. Prinz Charles interessiert sich für die Mülltrennung. Sarah und Prinz Andrew hielt man gewaltsam als Sozialfälle in England zurück, um die Schulden in der Fabrik abzuarbeiten. Der Rest kam mit Autogrammstunden in Willis Möbelladen davon. Jede Szene steckte voller Gemeinheiten. Sehr schön waren die Doubles blaublütiger Häupter - unverkennbar und gleichzeitig gute deutsche Komödientypen. Mit viel Gespür für das Verhältnis von Volk zu Adel sowie sorgfältiger Recherche im Goldenen Blatt gelang Hape Kerkeling ein fürstliches Vergnügen.

PS: Daß im Anschluß eine Dokumentation über die Mitropa folgte, wird ihn besonders gefreut haben.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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