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Schimanski: Rattennest

(ARD, 15.11.98)

So hat man Duisburg noch nie gesehen. Wie ein amerikanischer Slum, die Stricher, die Fixer, die Bullen auf Straßen mit offenen Feuern. Drogenkranke Jugendliche hausen zwischen Ratten. Die außergewöhnliche Ruhrpott-Atmosphäre lieferte die Erklärung für ihre soziale Katastrophe gleich mit: Durch Massenentlassungen zog der Stahlkonzernchef Herstein den gesammelten Haß der Region auf sich. Daß sein heroinabhängiger Sohn auch noch der gesuchte Mörder war, kam etwas dick - aber wesentlich besser als der gewöhnliche Durchschnitt.

Regisseur Hajo Gies inszenierte mit dem Buch von Horst Vocks einen in jeder Hinsicht bemerkenswerten Schimanski: Der Kult um die rauhe Figur Georges funktioniert so wie früher, die ernste Selbstkritik an der Machotour bekommt ihr gut, das Zusammenspiel mit dem jungen Kommissar Schrader (Steffen Wink) sorgt für Humor und Abwechslung. Dazu die "Jugend" als echtes Thema auf mehreren Ebenen: Neben dem klassischen "Ich haue denen auf die Schnauze, die es verdienen!", kümmerte sich Schimanski um Kinder. Um verlorene fremde und um das zukünftige eigene, einen "kleinen Schimmi".

Tobias Schenke, der junge Darsteller des kleinen Schimanski-Kumpels Janni, gehörte ebenso zu den Höhepunkten dieses vielschichtigen Krimis wie die engagierte soziale Fiktion: Die Ratten blieben im Bild als Metapher für eine heruntergekommene Gesellschaft.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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