Tomb Raider

USA 2001 (Tomb Raider) Regie Simon West, ca. 100 Min.

Dieser Film macht Lust auf mehr ... Indiana Jones! Die hochgejubelte Filmauswertung der im Computer geborenen Kultfigur Lara Croft erweist sich als gähnende Enttäuschung. "Tomb Raider" erinnert mit seinen vielen Leerstellen daran, wie spannend, witzig und abenteuerlich einst die Jäger verlorener Grabschätze waren.

Was passiert? Die Planeten sind in einer Linie aufgereiht. Eine tolle Gelegenheit zu Zeitreisen, die sich nur alle 5000 Jahre ergibt - und in jedem dritten Fantasy-Action-Filmchen. Das wissen ein paar Freimaurer und - immer etwas eher - die Action-Archäologin Lara Croft. In einem weltweiten Suchspiel, einem ständigen Wechsel von Mit- und Gegeneinander sammeln die Guten und die Bösen altertümliche Schlüssel zum Finale, in dem die Zeit stillsteht, damit wieder mal die Fäuste fliegen können.

Auch während dieses angeblichen Action-Films scheint die Zeit oft still zu stehen. So langweilig läuft das vorhersehbare Spektakel ab. Die Action kommt wie schlechte Techno-Musik vom Fließband. Das Styling erinnert selten an das Computerspiel Tomb Raider, eigentlich ist nirgendwo mehr als das Nötigste zu sehen. Statt Spielefeeling oder Cyber-Touch gibt es Handywerbung. Ein riesiges mechanisches Planetarium sieht eher nach Myst als nach Tomb Raider aus - uuups, falscher Gamekult. Schematisch werden die bekannten Eigenschaften der "Cyberspace-Ikone" abgehakt: Nach einer Aufwärmrunde Action entspannt sie sich beim Bungee-Ballett und trainiert mit einem futuristischen Kampfroboter. Die aus dem Spiel bekanten Such-Rätsel fügen sich zu einer typischen Rette-die-Welt-Handlung. Allerdings verläuft die Action so lahm, dass Hongkong-Regisseure - die Meister dieses Fachs - sie ihren Kind unbedenklich noch vor dem Frühstück zeigen würden.

Der Versuch, aus der Action-Ikone eine Person zu machen, beschert uns Tränchen um Vater Croft, böse Träume und elendes Familien-Gesülze. Ein komischer Butler und ein schlampig lässiger Frickler-Freund begleiten eine Heldin, die anscheinend allein zu wenig Substanz hat. Die Schauspielerin Angelina Jolie wird mit dicken Lippen und Brüsten ins Bild gesetzt. Rasereien im städtischen Straßenverkehr sollen Dynamik ersetzen. Aus dem mittlerweile schillernden Markennamen Tomb Raider wird das staubige "Grabjäger". Und so prickelnd zeigt sich auch der Film.

Auffällig bei dieser so vielbesprochenen Produktion: Direkt neben Angelina Jolie wird es recht billig im Schauspiel, im Design und vor allem in der Story. Schade ist es tatsächlich um Jolie, die diesmal in den billigen Rahmen passt, aber ansonsten hinter den dicken Lippen auch richtig gut spielen kann. Als Lara Croft agiert sie selber wie ein Roboter, wirft ein schelmisch keckes Grinsen in die Kamera, bevor es wieder an den Gegner geht. Dazu gibt etwas Modenshow für Actionfiguren - diese Saison trägt frau in Sibirien leichte Sommertops mit Wolfsfell-Besatz.

"Tomb Raider" ist ein wenig ambitioniertes Serienprodukt für das schnelle Geld. Viele Kopien werden in der Startwoche möglichst viele Neugierige abzocken bevor sich die Enttäuschung rund spricht und die nächste Luftblase ins Kino einzieht.

Game over, Lara. Du hast deine Chance verspielt. Bitte die nächste Runde mit einem inspirierterem Team!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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