Tango
Spanien/Argentinien 1998 (Tango) Regie und Buch Carlos Saura, 112Min.
Tango steht wie der Film für große Leidenschaften. KeinWunder, daß beide schon oft zusammen einen faszinierendenTanz-Film hinlegten. Aufgrund seiner geographischen und sozialenHerkunft erzählt der Tango vortrefflich von Leid, Macht undUnterdrückung sowie vor allem von der Sehnsucht. Der ArgentinierFernando Solanas ließ Exilanten in Paris die "Tangos" vonGardel und Piazzola nachtanzen. Die Britin Sally Potter machte auseiner "Tango Lesson", einerTango-Stunde, einen zwiespältigen Geschlechterkampf. Wenn nunder Spanier Carlos Saura als sechsten Musikfilm (nach unter anderem"Carmen" und "Flamenco") einen "Tango" auf die Leinwand zaubert, darfman etwas ganz Besonderes erwarten!
Eine gescheiterte Beziehung steht am Anfang einer großenInszenierung. Der Bühnen- und Film-Regisseur Mario Suárez(Miguel Angel Solá) schreibt an einem neuen Drehbuch,gleichzeitig quält ihn eine vergangene Liebe. Mario geht amStock, seine Hauptdarstellerin und große Liebe Lauraverließ ihn wegen eines jüngeren Tänzers. Jetzt suchtder gebrochene Künstler nicht nur eine neue Hauptdarstellerinfür ein großes Bühnenspektakel um den Tango. Diejunge Elena Flores (Mía Maestro) tanzt exzellent und sieht gutaus, sie ist aber auch die Geliebte des Geldgebers für MariosInszenierung.
"Tango" erzählt in seinen Bühnenszenen dieEntstehungsgeschichte des Tanzes, die Historie Argentiniens mitschrecklichen Gewaltszenen, das Wachsen eines Bühnenstücksmit dem Gegeneinander von Künstler und Geldgeber. Die Ebenenfließen ineinander und langsam baut sich das Stück auf,bis alles in einem Rausch von Gefühlen, fesselnder Bewegung undmelancholischer Schönheit versinkt. Der Tanz kann dabei einSchattenspiel der Erinnerungen sein, erzeugt von Licht,Kamerabewegung und trickreichem Spiegeleinsatz. Er kann auchfunkensprühender Kampf zweier Rivalen um eine Frau sein, dennimmer wieder blitzen Motive einer blutigen Eifersucht auf.
Sauras neues Meisterwerk bietet ein großartiges Panoptikumdes Tangos, in dem eine Handlung mitschwingt. Ein leidenschaftliches,betörend schönes und faszinierend kluges Werk. Gleichzeitigist es politische Stellungnahme gegen das Vergessen derargentinischen Generäle. Und - die vielen Spiegel zeigen es -eine Selbstreflektion des künstlerischen Prozesses: Nachdem dieAnnäherung an eine neue, junge Tänzerin vorläufigscheitert, verliert sich Mario mit seinen tiefen Zweifeln in leerenRahmen seiner Szenerie: "Es ist immer die gleiche Geschichte, aberman kann sie nicht anders erzählen ..." Der spanische Regisseurarbeitete mit exzellenten Schauspielern, Musikern und Tänzern,mit den besten ihres Faches. Lalo Schiffrin schrieb die Musik undhinter der Kamera stand - besser: tanzte mit - Vittorio Storaro.
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