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Star Trek - Der Aufstand

Jungbrunnen für die Enterprise

USA 1998 (Star Trek: Insurrection) Regie Jonathan Frakes, 103 Min.

Etwas Besseres hätte der Star Trek-Besatzung nicht passieren können: Als der Android Data (Brent Spiner) aufgrund eines Schaltfehlers nur noch seinen moralischen Maximen folgt, muß ihn Captain Picard (Patrick Stewart) vom Planeten Ba'ku retten, der sich als riesiger Jungbrunnen erweist.

Bald kann Geordi LaForge (LeVar Burton) wieder ohne seine elektronisches Visier sehen, Arien werden im fröhlichen Übermut geschmettert, Picard tanzt ein paar Mamboschritte (bis ihn ein Spiegel wieder auf sich selbst zurückwirft) und alle sind direkt bereit, für ihre moralischen Grundsätze zu revoluzzen. Der gute, alte Picard darf die Ausgehuniform ablegen und wieder neue Welten entdecken. Und was für eine! Der Planet Ba'ku beherbergt ein kleines Völkchen, das alle technischen Errungenschaften ablegte und in einem paradiesischen Zustand lebt. Aber hier frißt die Revolution mal ihre Eltern: Die ziemlich degenerierte Zivilisation der Son'a will alle Ba'ku abtransportieren, um die erfrischende Strahlung des Planeten für die eigene Verjüngungskur einzukassieren. Dieser Eingriff widerspricht nicht nur dem ersten Grundsatz der Föderation, irgendwie erinnert das Ganze Picard an andere gut organisierte "Abtransporte" der Menschheitsgeschichte.

So aufgesetzt wie es klingt, ist der Verweis auf den Holocaust gar nicht. Die überzeugende Dokumentation "Hollywoodism" analysiert den großen amerikanischen Freiheitstraum als die Utopie osteuropäischer Juden, deren erlebte Progrome in vielfältiger Form - z.B. als Überfall auf Siedler im Wilden Westen - als filmische Ikonen wiederkehren. Auch das Volk der Ba'ku treibt man mit Feuer aus seinem Dorf. Es gibt klassische Western-Schießereien zwischen Siedlern und ... tatsächlich: kleinen fliegenden Indianer-Ersatzmaschinen, die aber futuristische Pfeile verschießen. (Die Betroffenen werden allerdings ganz sanft weggebeamt.)

Neben der dick aufgetragenen Moralfrage, die wir von den guten, alten Enterprise-Folgen kennen, bietet der neue Star Trek das Thema Zeit mit ihren Begleiterscheinungen, Alter, Weisheit, Unendlichkeit. Der weise Picard wird zum Jungspund und gleichzeitig zum glatzköpfigen Attraktion in einer jung gebliebenen Welt. Die gesamte Besatzung genießt die Entdeckung der Langsamkeit. Auch ansonsten ist "Star Trek - Der Aufstand" eine bodenständige Folge, selbst die Kämpfe hoch oben im Weltall sehen aus wie vertraute Verfolgungsjagden in amerikanischen Straßenschluchten. Der kriegerische Worf (Michael Dorn) ist wieder zurück von der Deep Space Nine, Commander William Riker (Jonathan Frakes) übernimmt erneut das Kommando - auch als Regisseur hinter der Kamera.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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