Snake Eyes
USA 1993, (Snake Eyes/Dangerous Games) R: Abel Ferrara, 109 Min.
Eddie Israel (Harvey Keitel) ißt mit seiner Frau und dem Sohn zu Abend. Es ist das letzte Mahl, denn ab morgen wird der langhaarige Regisseur in Hollywood einen Film drehen. Sein Team produziert dort "Mother of Mirrors" (Mutter der Spiegel), ein gewalttätiges Kammerspiel zwischen einer Frau und ihrem Mann. Sie kehrte sich vom früher gemeinsamen, ausschweifenden Lebensstil ab, sucht jetzt in Religiosität einen Gegenpol zu Drogen und exzessivem Sex. Der Darsteller Frank setzt auch hinter den Kulissen sein unkontrolliertes, launiges, rauschhaftes Leben fort. Eddie muß als Regisseur die Spannungen kontrollieren, die er vorher herauskitzelte, um seinem Film Leben einzuhauchen. Doch Eddie war längst mit der Hauptdarstellerin auch dieses Films im Bett. Eine folgende Begegnung mit seiner Frau verstärkt das chaotische Schlachtfeld der Gefühle.
"Snake Eyes" berührt wiederum schonungslos existentielle Themen ohne sie hinter angenehmen Bildern zu verstecken. Das mit seinem offenen Ende verstörende Werk wirkt im Vergleich zu "Bad Lieutenant" unvollendet. Es vermittelt die unbewältigte Reflexion eines Zustandes. Die zwei Ebenen des Films sind anfangs deutlich durch die Bildqualität unterschieden. Die Fiktion, der Film ist klar und farbig, während das Video der Besprechungen und Vorbereitungen grau, grobkörnig erscheint. Doch bald verschwimmen auch diese Grenzen. Spiegel verweisen auf die Doppelung des Films im Film und verstärken gleichzeitig die Verwirrung: Wo spielen die Akteure ihre wahre Rolle, im Film oder im Leben?
Auch Peter Greenaways "Baby von Macon" ließ Fiktion und Realität in der Fiktion zusammenfallen - mit katastrophalen Folgen. Über einen der frühen Filme Ferraras, "Ms.42", geht das Gerücht, der Regisseur hätte wissentlich eine Situation herbeigeführt, in der er die Rolle eines Vergewaltigers übernehmen mußte. Als Opfer stand ihm in dieser Rolle seine Drehbuchautorin Zoe Lund gegenüber, mit der er auch für "Bad Lieutenant" zusammenarbeitete.
In diesem heftig diskutierten Meisterwerk glänzte bereits Harvey Keitel als dreckiger, zwiespältiger Polizist mit der massigen Kraft seines Spiels. Madonna, die in "Snake Eyes" in die Rolle der Schauspielerin schlüpft, läßt alles Gerede über sie vergessen. Das einzig Skandalöse war vielleicht, in einem Abel Ferrara-Film mitzumachen, aber ansonsten erfüllt sie fehler- und allürenfrei ihre Aufgabe.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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