Sinn und Sinnlichkeit

USA 1995 (Sense and Sensibility) Regie: Ang Lee, 135 Min.

Sehr stilvoll waren diese Briten schon immer. Um so reizvoller sieht es sich an, wie der frische Erbe seine Stiefmutter und -schwestern am Ende des 18.Jahrhunderts mit dieser oberflächlichen Höflichkeit auf die Straße setzt. Vier Frauen aus ehemals wohlhabenden Verhältnissen verschlägt es in ein romantisches aber im Komfort völlig unzulängliches Landhaus mit vielen originellen Menschen drumherum.Die reiferen Schwestern erleiden als unterschiedlich Temperamente die Liebe: Elionor (Emma Thompson) duldet die hoffnungslose Abwesenheit ihres Seelenverwandten Edward (Hugh Grant mit seinen Verlegenheitsstandards diesmal in der einfühlsamen Variante). Die reservierte, verschlossene ältere Schwester stellt ihre Gefühle für alle zurück, verwickelt sich sogar loyal gegen ihre eigenen Interessen.Marianne (Kate Winslet) steigert sich in Shakespeares Sonette und in die Affäre mit dem "perfect lover" John Willougby. Der stillere Brandon erträgt die Zurücksetzung mit schmerzerprobter Tapferkeit. (Alan Rickman glänzt in allen seinen Szenen. In wenigen, prägnanten Worten liegt enorme Ausdruckskraft.) Die Unmöglichkeit, sich direkt auszudrücken oder auszuleben, gibt dem Film Dauer und Verwicklungen. Soziale Unterschiede zerstören alle Gefühlsbindungen. Guter Geschmack und edle Erziehung spiegeln sich im Umgang mit Möbeln, Bildern und Büchern. Dagegen erheitert die Karikatur der nur aufs Materielle fixierten Schwägerin.

Den Witz, den Emma Thompson schon immer im Gesicht spielen ließ, schrieb sie auch ins Drehbuch, in die sehr geistreichen Dialoge ein. Ang Lee, der Regisseur von "Das Hochzeitsbankett", realisierte darauf "Sinn und Sinnlichkeit" nach dem 1811 erschienenen Roman "Verstand und Gefühl" von Jane Austen. Das brachte ihm im Februar 1996 den zweiten Goldenen Bären der Berlinale ein.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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