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Romy und Michele

USA 1997 (Romy and Michele's High School Reunion) Regie David Mirkin, mit Mira Sorvino, Lisa Kudrow, Janeane Garofolo, Alan Cumming, Julia Campbell u.a.

Dumm und Dummer mal Blond

Ach wie schön war doch die Schulzeit: Eine grausame Hackordnung des Schwärmen und Ablehnens, die knallharte Einteilung in Cliquen, das Ausgrenzen von Außenseitern. Um all diese netten Erinnerungen aufleben zu lassen, treffen Schulklassen sich irgendwann wieder. Vor allem in den USA ist diese Sado-Maso-Praktik sehr beliebt. Bei der öffentlichen Erfolgsbilanz "Reunion" kann mann und frau den anderen zeigen, wie weit mann und frau es mittlerweile gebracht hat.

Romy (Mia Sorvino) und Michele (Lisa Kudrow) sind im Leben so weit gekommen, daß sie "Pretty Woman" mitsprechen können. Die Schulfreundinnen leben zusammen mit ihren beschränkten Ansichten und den verstaubten Disco-Tanzschritten. In die Jahre gekommene Girlys, arbeitslos (Michele) oder hinter der Rezeption einer Autowerkstatt (Romy), machen jedoch nicht viel her - außer sie schneidern sich eine fantastische Erfolgsstory. Mit Micheles schrillen, selbstgeschneiderten Klamotten und einem aus Romy's Werkstatt geliehenen Jaguar geht es ab nach Sagebrush High.

Dort treffen sie - mittlerweile zerstritten - auf die damalige Elitegruppe aus albernen Cheerleadern (höre "Teenage Guide to Popularity"), die jetzt gemeinsam ihre Schwangerschaften zur Schau tragen. Aus der prädestinierten Nachrichtensprecherin wurde eine provinzielle Wetteransagerin. Die nikotinsüchtige, kratzbürstige Heather ist mit schnellbrennendem Zigarettenpapier reich geworden. Romy hat die kleinen gelben, selbstklebenden Post-its "erfunden", Michele den passenden Klebestreifen entwickelt. Der Traummann, der das dumme Mädel klassisch beim Abschlußball sitzen ließ, stellt sich als hohle Nuß heraus, die damalige Niete hingegen hat das meiste Geld gescheffelt. Irgendwann kommt es bei dem Aufeinandertreffen gesammelter Eitelkeiten und verschütteter Träume unweigerlich zur Schlacht am kalten Buffet ...

So ein Wiedersehen mit gesellschaftlichen (Un-) Sitten könnte scharf deren häßliche Rituale bloßlegen. Anfangs wird es auch ganz flott präsentiert, wie die selbstzufriedenen Romy und Michele plötzlich und lächerlich äußerlichen Idealen hinterherlaufen. Doch Sagebrush High und der Film haben wenig Nichtangepaßte. Selbst die letzten geben sich zur Reunion-Party auf und da war der Biß längst aus der versuchten Satire raus. Versöhnlich soll eine wenig originelle Erkenntnis stimmen: Sei du selbst, hab' Spaß!

Mia Sorvino spielt gut und durfte inzwischen auch mal eine ernste Rolle übernehmen. Die Songmischung im Hintergrund wie so oft bei Reunion-Filmen ("Ein Mann, ein Mord" usw.) sehr interessant. Der Vorspann mit den Stabangaben auf den Kleider-Ettiketten kommt noch sehr witzig daher. Im Detail gibt es ein paar gute, flotte Übergänge. Formal ist "Romy und Michele" jedoch insgesamt ein chaotischer Film - leider nicht im positiven Sinne: Vor allem ein langer Traum mittendrin erweckt den Eindruck, daß bei Dreh oder Schnitt etwas sehr schief gegangen ist. Insgesamt ist "Romy und Michele" ein chaotischer Film, am Ende schwenkt er von Satire auf Märchen um, hängt dem Traum nach, den er eigentlich aushebeln wollte. Der Humor hält sich tapfer, wirkt - so einsam und ideenarm - aber schließlich doch albern.

(Wieso müssen die Außenseiter eigentlich so dämlich sein und fast alle albern? In "Muriels Wedding" ging es auch anders - gemeiner und gleichzeitig realistischer.)


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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