Ride with the Devil

USA 1999 (Ride with the Devil ) Regie Ang Lee, 138 Min.

Ang Lee, der vielseitige große Humanist des Kinos der letzten zehn Jahre, der Regiemeister im Historischen und im Gegenwärtigen, beschenkt uns mit einem Doppelstart zum neuen Jahr: Wer dachte, nach seinem atemberaubenden "Eastern" "Crouching Tiger, Hidden Dragon" (ab nächster Woche im Kino) würde Ang Lee auch einen richtigen Western zeigen, hat sich getäuscht. Der in Taiwan geborene Regisseur ("Das Hochzeitsbankett") zeigt auf fesselnde Weise Amerikaner in ihren Gesellschaften und Zeiten. Da ist es egal, ob in Jane Austens Aristokratie ("Sinn und Sinnlichkeit"), in den angeblich freien Siebzigern ("Eissturm") oder im amerikanischen Bürgerkrieg.

"Ride with the Devil" beginnt mit einer Hochzeits-Gesellschaft, über der schon die drohenden Wolken eines nahenden Krieges hängen. Der deutsch-stämmige Jake Roedel (Tobey Maguire) wird grundsätzlich den Nordstaatlern zugerechnet, obwohl er mit seinen Freunden im südlichen Missouri aufgewachsen ist. Ein Jahr später sieht man ihn denn auch schon im Guerillakrieg gnadenlos Rache nehmen. Der Staat ohne Front verblutet zwischen den regulären Truppen des Nordens und den "Bushwhackers", die sich in den Wäldern verstecken. Diese Guerillahorden töten zwar keine Frauen - worauf sie enorm stolz sind -, massakrieren aber ansonsten schon mal eine ganz Stadt. Das beidseitig Morden mit wechselndem Erfolg zieht sich zum Winterlager in kleinen Gruppen endgültig ins Persönliche zurück.

Ang Lee realisierte "Ride with the Devil" wieder nach einem Drehbuch von James Schamus, der als Autor und Produzent an all den erfolgreichen und vielfach prämierten Filmen von Ang Lee beteiligt war. Mit schillernden Figuren wie den bedrohlichen Todesengel Pitt Mackeson (Jonathan Rhys Meyers) und den schwarzen Kameraden - auf Seiten der Sklavenhalter! - Daniel (Jeffrey Wright) fesselt die Geschichte auch ohne die dummen und blutigen Spektakel, mit denen "Der Patriot" ein Hit wurde.

Das vordergründig epische Kriegsgemälde "Ride with the Devil" ist eigentlich ein verzweifelt friedliebender Film. Er läßt sich Zeit zum Nachdenken und fühlt immer wieder einem letzten Moment des Friedens nach. Sein Protagonist Jake folgt als nicht besonders reflektierter junger Mann dem Freund Jack Bull (Skeet Ulrich) in die Kämpfe. Jake trägt keines dieser Bartgewächse, mit denen sich die anderen Bushwhacker schmücken, das weiche Gesicht birgt eine tiefe Sehnsucht nach dem Zuhause, nach einem Leben in Frieden. Es ist eine Privataufnahme im Grauen des Krieges, im Wechsel der Jahreszeiten, die Ang Lee nie aus dem Auge verliert. Die Bezüge zu jüngeren Kriegen auf dem Rücken der Bürger sind allein in Europa zahlreich, Nordirland lässt sich ebenso wiedererkennen wie Jugoslawien. Klar, dass so eine schmutzige Geschichte ohne Helden nicht in den USA ankommen kann. Deshalb ist es ein sehenswerter Film voller Schrecken und Gewalt, aber auch dicht an Stimmung und Menschlichkeit, die einen Ort zum einfachen Leben sucht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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