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Reine Chefsache
USA 2004 (In Good Company) Regie: Paul Weitz mit Dennis Quaid, Topher Grace, Scarlett Johansson 110 Min.
Endlich mal jemand, der aufsteht und den ganzen Phrasen von Globalisierung, Dividenden-Maximierung und "Schlank-Sparen" seinen gesunden Menschenverstand entgegen setzt: Nicht nur Lafontaine schreibt in seinem Buch "Staat für alle" Klartext. Auch die gelungene Komödie "Reine Chefsache" führt den Wahn des Börsenkapitalismus menschlich vor.
Dan Foreman (Dennis Quaid) holt Anzeigen für eine große amerikanische Sportzeitschrift rein. Seit vielen Jahren und zur Zufriedenheit der Besitzer und der Geschäftspartner. Jetzt ist er 51 Jahre jung, hat eher aus Versehen mit seiner Frau Ann (Marg Helgenberger) noch ein Kind gezeugt, während die älteste Tochter Alex (Scarlett Johansson) so talentiert ist, dass sie ein teures Studium haben sollte.
Doch dann wird die Zeitschrift von einem charismatisch verehrten Konzern-Guru übernommen und der 21-jährige Carter Duryea (Topher Grace), der bislang mit Handys für Kleinkinder erfolgreich war, übernimmt Dans Job - ohne jemals vorher Anzeigen verkauft zu haben!
Der schleimig glatte Carter ist ein furchtbarer Workaholic, der das "Team" sonntags (!) zur Arbeit ruft, nur weil er selbst gar nichts, aber auch wirklich gar nichts anderes als arbeiten kann. Verzweifelt und frech lädt er sich sogar bei Dan, den er gerade degradierte, zum Abendessen ein. Vom Kreise der Familie ist der fiese Wadenbeißer völlig gerührt und seltsamerweise ist Dans Tochter Alex irgendwie von dem sozialen Legastheniker angetan. Während Carter jetzt im Büro reihenweise und rücksichtslos die guten Kollegen und Freunde von Dan entlässt, hat er privat und heimlich ein Verhältnis mit dessen Tochter. Das kann nicht gut gehen ...
Die Absurdität des ganzen Synergie-Gefasels großer Konzerne tritt in einem Gespräch auf der Straße zutage: Da würde Dans Kunde gerne eine Anzeige schalten, aber sein Konzern und der Konzern der Zeitschrift streiten sich im fernen Europa über ein Mobilfunknetz. Das hat nun mit den Lesern, den Käufern und mit gar nichts in den USA was zu tun - aber es bestimmt das Handeln. Das Wunderbare an "Reine Chefsache" - abgesehen von der exzellenten Komödie mit sehr gut gespieltem Tiefgang - liegt darin, diese abstrakten Vorgänge in einem überschaubaren Kreis von Personen bloßzustellen. Der Originaltitel "In good company" meint gleichzeitig "In einer guten Firma" und "In guter Gesellschaft" - verbindet so das Ökonomische mit dem Sozialen, dem Menschlichen. So werden all die ekligen Euphemismen für Entlassungen mit hollywood-rührenden Geschichten entlarvt. Gleiches geschieht mit dem Gewinn-Kurzdenken, dass nicht überlegt, wer noch die Produkte von Siemens, Opel oder Deutschen Bank kaufen soll, wenn alle Mitarbeiter arbeitslos sind.
Ein leicht zerknitterter Dennis Quaid, der immer noch das spitzbübische Lächeln aus "The Big Easy" drauf hat, ist die ideale Besetzung für den nüchternen Typen, der seinen Job gut macht, im sportlichen Ehrgeiz schon mal was über sein angeknackstes Knie bricht, die Zähne zusammen beißt, wenn das Haus ein zweites Mal beliehen werden muss, aber mit dem Rückhalt seiner Familie weiß, wo das Leben lang geht. Sehr schön gespielt von auch die Nebenhandlung von Scarlett Johansson, dem "Mädchen mit dem Perlenohrring".
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