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Theo van Gogh (23.7.1957 - 3.11.2004)
Ein Regisseur radelt durch Amsterdam zur Arbeit, wird durch Kugel und Klinge niedergestreckt. Der vermeintliche Täter marokkanischer Herkunft heftet dem Opfer Theo van Gogh mit dem Messer eine Anklage auf die Brust. Eine Woche später brennt in der ältesten Republik der Welt eine islamische Schule, Moscheen werden beschmiert, die Freiheit der Meinungsäußerung ist extrem bedroht.
Es ist mehr als makaber, dass der provokante Kolumnist und Filmemacher Van Gogh gerade seinen Film "06-05" über den auf ebenso erschütternde Weise umgebrachten politischen Populisten Pim Fortuyn fertig stellte. Zwischen dessen Tod und dem Van Goghs liegen exakt 911 Tage. Und es scheint sicher, dass der gnadenlose Verfechter des offenen und oft zutiefst beleidigenden Wortes umgebracht wurde, weil er die Worte des Korans kritisierte. Davor warnte ihn schon seine Koautorin bei "Submission Part 1", die aus Somalia stammende Parlamentarierin Ayaan Hirsi Ali. Mit ihr realisierte Van Gogh den poetischen und politischen Monolog von vier mit durchsichtigem Schleier verhüllten Frauen. Auf ihren Körpern tätowiert sind arabische Schriftzeichen, deren Aussagen Gewalt gegen Frauen befürworten sollen. Der Film war Teil einer TV-Sendung und wurde in eine lange Diskussion eingebettet.
Nach diesen extremen Ereignissen mitten im freien Europa, die ein Land erschüttern und jeden beschäftigen werden, der sich künstlerisch kritisch mit Themen des Islams beschäftigt, droht eine Reduzierung des Werkes Van Gogh auf "den Provokateur der Moslems". Bislang war in Deutschland nur die Sexhotline-Story "06" bekannt. Sein letzter Spielfilm "Cool" erhält nun Einladungen zu Festivals und "Submission Part 1" wurde in viele Länder, auch nach Deutschland verkauft. Der Ur-Ur-Enkel des gleichnamigen Bruders von Vincent van Gogh hatte "Euroquiz" als einen Teil der aktuellen ARTE-Serie "Visions of Europe" beigesteuert. In der exzellenten TV-Serie "Najib en Julia" zeigte er 2003 die schwierige Liebe zwischen einem marokkanischen Pizza-Ausfahrer und einem niederländischen Mädchen.
Die Wirkung des Mordes auf den Film ist mittlerweile ganz anders als vielleicht von den Tätern erwartet: "Submission" tauchte in den Tauschbörsen des Internets auf und wird eine hundertfach gesteigerte Aufmerksamkeit erfahren.
Günter H. Jekubzik
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