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Der Obrist und die Tänzerin
Den Schauspieler John Malkovich umgibt nach Filmen wie "Valmont" oder "Being John Malkovich" mittlerweile so eine charismatische Aura, dass seinem Regiedebüt "Der Obrist und die Tänzerin" (Spanien/USA 2001, The Dancer Upstairs, 133 Min. FSK: ab 12) mit Spannung entgegengeblickt wurde. Sein zurückhaltender Politthriller erfüllt die Erwartungen - an einen besonderen Film.
Agustin Rejas (Javier Bardem), ehemals Anwalt, wechselte zur Polizei, um "auf ehrlichere Weise Recht ausüben zu können". Jetzt muss er den mysteriösen Attentäter Hesekiel finden, bevor das Militärregime eingreift. Wir befinden uns in einem nicht näher benannten Land Lateinamerikas, seit Tagen hängen tote Hunde mit prophetischen Botschaften an Laternenpfählen, zahllose, anscheinend ziellose Anschläge töten Menschen meist fern der Hauptstadt mit ihrer korrupten Regierung. Rejas, teils indianischer Abstammung, ist kein Freund der Macht-Clique, wurde doch die Kaffeefarm des Vaters von diesen Militärs enteignet. Aber er bekommt den besonderen Auftrag, weil "es eines Katers bedarf, einen Kater zu fangen." Während die Atmosphäre durch nächtliche Stromausfälle auch in der Hauptstadt unheimlich wird, kommt der Polizist der Ballettlehrerin seiner Tochter immer näher, nicht ahnend, was er bei ihr entdecken wird ...
Man ist versucht, diesen Politthriller mit dem angesagten Schlagwort "Terrorismus" anzupreisen. Doch dies kann man dem platten Aktionismus von TV-Serien wie Petersen "Agency" überlassen. Malkovich zeichnet in feinsten Nuancen persönliches Verhalten in extremen Unrechtssituationen nach. Mittendrin der Jurist Rejas, der ohne Karrierestreben fast mönchisch nach Gerechtigkeit sucht. Er muss cleverer und schneller sein als das Militär, das erst mal tötet und dann verhört. Doch als er sein Ziel erreicht, bleibt eine Leere, eine Enttäuschung. Die übliche Hollywood-Dramaturgie interessiert Malkovich, der in der Provence lebt, nicht. Erlösung mit großen Gefühlen und Bildern gibt es erst am Ende, wenn die junge Tochter mit dem Kleid der Tänzerin zu einem Nina Simone-Song verspricht, ihren eigenen Weg zu suchen.
So wie John Malkovich spielt, so inszeniert er auch. Gelassen. Er hat es nicht nötig, mit jedem Bild auf Stilwillen aufmerksam zu machen. In dem neuen spanischen Superstar Javier Bardem ("Live Flesh", "Perdita Durango") fand er einen kongenialen Hauptdarsteller für seine konzentrierte Vorgehensweise. Mit einer kaum fassbaren Präsenz rundet Bardem dieses still konzentrierte Werk ab. (Unverständlich bleibt, weshalb der neue deutsche Verleih Solo einige Passagen nicht synchronisiert hat.)
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