Mimic

Mimic

USA 1997. Produktion: Dimension Films. Produzenten: Bob Weinstein,B.J. Rack, Ole Bornedal. Regie: Guillermo Del Toro. Buch: MatthewRobbins; John Sayles; Steven Soderbergh. Darsteller: Mira Sorvino(Dr. Susan Tyler); Jeremy Northam (Dr. Peter Mann); Charles Dutton;Giancarlo Giannini (Manny); F. Murray Abraham; Josh Brolin; AlexanderGoodwin (Chuy). 100 Min. Verleih: Kinowelt.

Eine unheilbare Krankheit befällt New Yorks Kinder.Während Mediziner keine Rettung finden, kann InsektenforscherinDr. Susan Tyler (Mira Sorvino) die Epidemie stoppen. Die von Tylergenveränderten Insekten vernichten dieKrankheitsüberträger, die in New York allgegenwärtigenKakerlaken. Selbst sollen die Killerkäfer nach einer genetischimplantierten Lebenszeit von sechs Monaten sterben. (WoKinogänger doch wissen, daß die gleichartige genetischeSicherheitssperre schon bei"Jurassic Park" nichtfunktionierte.)

Die im Genlabor erzeugte Kreatur mit dem bedeutungsvollen Namen"Judas-Breed" verrät jedoch nicht nur ihre Art sondern auchseine Schöpfer: Drei Jahre später bringen Kinder derWissenschaftlerin Tyler eine erstaunlich große Larve, dieschnell als Abkömmling der Judas-Zucht erkannt wird.Gleichzeitig ereignen sich ungewöhnliche Morde in der Stadt.Bislang sah nur Chuy, ein autistisches Kind den Mörder und ahmtseitdem zirpend-klappernde Geräuschen mit zwei Löffelnnach. Der Junge nennt das nur schemenhaft erkennbare Wesen "Mr. FunnyShoes". Tyler macht sich, zusammen mit ihrem Ehemann Peter Mann(Jeremy Northam), der als offizieller Seuchenbekämpfer bei denMordfällen recherchiert, auf die Suche nach weiterenJudas-Exemplaren. Nach einigen Schwierigkeiten mit derBürokratie (und dem schlüssigen Fortgang der Handlung)tauchen drei verschiedene Gruppen in eine insektenverseuchteUnterwelt ein. Denn erneut kommt dieGefahr durch Metrogänge in die Stadt. Diesmal versteckensich die Wesen - horrorgerecht - in stillgelegten und vergessenenTunnelnetzen. Auf der Flucht vor einer noch gesichtslosen Gefahrtreffen die flüchtenden Menschen in einem alten U-Bahnhofzusammen, wo es zu offenen und sehr blutigen Kämpfen mit denInsekten in Menschengröße kommt. Die neueSpezis imitiert ihre Opfer: Menschenin der U-Bahn. Ruhend ähneln sie großen,glatzköpfigen Männern in dunklen Trenchcoats. Nachdem sichein überkorrekter Metrowärter opfert, Peter Mann dieInsektenbrut ausrottet und Tyler in einem finalen Duell das Kind Chuyrettet, können Tyler, Mann und Chuy - eine neueFamilienkonstellation - als einzige Überlebende zum Tageslichtemporsteigen.

Eine konstante Bedrohung in den vielen dunklen Räumen desFilm sorgt für banale Spannung, die bei didaktischenEinschüben zum Leben der Insekten nur kurzzeitig pausiert. Dochdie aus Horrorfilm und vor allem"Alien"bekannten Elemente funktionieren ohne eigenständige Ideen nurmechanisch - "Mimic" imitiert Spannung und Horror. Erstaunlich istdabei die (nicht im Abspann vermeldete) Drehbuch-Mitarbeit von JohnSayles und Steven Soderbergh. Denn der sehr konventionelleScience-Fiction-Horror wurde nur mit weiteren Themen aufgepeppt. Imdeutlich erkennbaren Subtext spielen Kinder eine besondere Rolle. Dieerfolgreiche Wissenschaftlerin Tyler wird nicht schwanger und kannmit der Rettung Chuys endlich ihre Kinderliebe beweisen. Wie schon in"VergesseneWelt: Jurassic Park 2" müssen sich die scheinbardefizitäre Fortpflanzung und Erziehung der Gattung Mensch mitdem vorbildlicheren Aufzuchtsverhalten von mörderischen Monsternmessen. Auffällig häufen sich Attacken der Insekten gegenPriester (das erste Opfer) und Kirchen. Beim Opfergang einer Figurwird explizit ein Rosenkranz mit Blut eingeschmiert, um die Insektenanzulocken. Noch aufdringlicher zeigt sich nur die Naivität derForscher, die ihre Neuschöpfung nach "erfolgreichen Labortests"ins Freie lassen. Andererseits läßt "Mimic" in seinenersten Szenen - angesichts schmerzvoll schreiender Kinder- keine Zeitzur Reflektion über moralische Dilemma und wissenschaftlicheEthik.

Obwohl die Rieseninsekten erzählerisch nur eine Variantemoderner Mythen von durchs Klo gespülten Kanal-Aligatorendarstellen, ist ihre Realisation im Film bemerkenswert. Sowohl ihreMenschen-Imitation als auch das Auseinanderfalten zu fliegendenKillern macht Eindruck. Im Gegensatz zur blassen HauptdarstellerinMia Sorvino, die ihrer mutigen Wissenschaftlerin Susan Tyler keineinteressante Tiefe geben kann. Sorvino scheint sich doch eherfür Komödienzu eignen. Auch den anderen Rollen fehlt es an charakteristischemGewicht, so daß stellenweise der Eindruck eines B-Picturesaufkommt. Als solcher - oder mit brechender Ironie - hättedieser angestrengt auf seinen Horror fixierte Film vielleicht besserfunktionieren können.

"Mimic" ist der erste amerikanische Film des Mexikaners GuillermoDel Toro, dessen Vampirfilm "Cronos" beeindruckte. Für dieProduktionsfirma Dimension Films steht "Mimic" in einer Reihe vondrei Horrorfilmen: Nach "Scream" wirddemnächst "Nightwatch" folgen.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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