Mad Love - Volle Leidenschaft

USA 1995 (Mad Love) Regie Antonia Bird, 95 Min.

Seattle: die Stadt, in der junge Leute mit zu langen, über der Hose hängenden Holzfällerhemden rumlaufen und noch immer eines als Reserve um die Hüften gebunden haben und die gute Musik dazu Grunge nennen. Doch auch in Seattle gibt es miese Eltern und so fliehen Casey und Matt in die weite Welt der USA. Er (Chris O'Donnell) ist der brave Junge, ein fürsorglicher Bruder mit einem sehr reizenden Lächeln, das sicher noch viele Filme beglücken wird. Sie ist vor allem schrill: "Krach, Ehrlichkeit und Gefahr" so beschreibt sich das quirlige, mal ausgeflippte, mal anschmiegsame Schulmädchen, dessen Eltern sie in eine geschlossene Anstalt stecken. Die Reise folgt den Spuren von Sailor und Luna, "Thelma & Louise", Mickey und Mallory: Weg von der Gesellschaft auf dem eigens von ihr dafür gebauten Highway. Doch auch in Freiheit verhält sich Casey immer öfter seltsam. Den wilden, euphorischen Spielchen folgt herzzerreißendes Leid.

Casey und Matt wirken ganz normal, reden über naheliegende Dinge und stammen nicht aus dem Album mit Abziehbildchen zukünftiger Idole. Das rettet "Mad Love" davor, nur ein weiteres Road Movie mit jungen Rebellen zu sein. Drew Barrymore sieht nicht nur püppchenhaft nach Titelblatt aus, sie spielt auch unheimlich: den um sich greifenden Wahnsinn.

Wer einen neuen "Priester" sehen möchte, sollte lieber in die Kirche gehen - dies ist ein neuer Film, zwar von der gleichen Regisseurin, aber in Hollywood nach einem anderen Drehbuch realisiert. Die weiten Impressionen des Landes sind ebenso eindrucksvoll eingefangen, wie eine bedrohliche Enge der Empfindungen bei einer tollen Montage- und Ton-Sequenz. Die Wende zeigt Casey blaß und verloren in einer blenden weißen Wüste - eine elende Schönheit, die an Marilyn Monroes berühmte Aufnahmen vom "Misfits"-Dreh erinnern. Wenn der erste volle Anblick des Wahnsinns aus 1000 Augen starrt, glaubt man dem Film auch bei glatteren Momenten.

Merke: Die wahre Vertrauensproben sind keine lebensgefährlichen Spiele, es sind die Fährnisse eines gemeinsamen Lebens.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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