Ein Mann, ein Mord

USA 1997 (Grosse Pointe Blank) Regie George Armitage, mit JohnCusack, Minnie Driver, Dan Aykroyd, Joan Cusack, Alan Arkin, JeremyPiven, Hank Azaria, Mitchell Ryan, 107 Min.

Absch(l)ußball

Von Günter H. Jekubzik

Klassentreffen haben eine gute Seite: Der Soundtrack zum Film istmeist Erste Sahne - egal in welches Jahrzehnt sich die Erinnerungenzurückbegeben: Coppolas Zeitsprung "Peggy Sue hat geheiratet",die Albernheiten von "National Lampoon's Class Reunion" (Ich glaub'mein Straps funkt SOS), die netten"Beautiful Girls" (undBoys), die blond-blöden"Romy und Michele" oder- vielleicht der Witzigste: "Ein Mann, ein Mord". (Jetzt könnteman noch die amerikanischen Schulabschlußrituale hinzunehmenmit "American Graffiti" von George Lucas oder Linklaters "Dazed andConfused".) Immerhin merkt man, daß die ganzeReunion-Geschichte für die Amerikaner kollossal wichtig ist.

Martin Q. Blank (John Cusack) ist ein freundlicher, kluger Kerl imedlen schwarzen Zwirn, der sich nur manchmal seltsam verhält undeinen ungewöhnlichen Job hat, mit dem man nicht unbedingt beider Reunion protzen kann. Martin mordet professionell für vielGeld. Er arbeitet mit einem flotten Powerbook, holt die hochdotiertenAufträge mit Handy und Computer rein. Doch letztlich gab eseinige Probleme und Alpträume, oder meldet sich etwa einGewissen? Der durchgeknallte, schlecht bekleidete Kollege Grocer (DanAykroyd) will den Einzelgänger Martin Blank unbedingt füreine Killer-Gewerkschaft werben. Dieser will nicht beitreten, weil erdann an Versammlungen teilnehmen müßte! Martin soll sichentspannen, meint seine Sekretärin Marcella (Joan Cusack). DerPsychiater Dr. Oatman (Alan Arkin) empfiehlt, mal einen paar Tagelang niemanden umzubringen. Zufällig bietet sich ein Job inMartins Heimatstadt Grosse Pointe, Michigan an, der Vorort vonDetroit, in dem er 1986 seinen Schulabschluß machte.

So landet Martin nach zehn Jahren bei einem klasse Treffen, obwohler ansonsten sehr diskret klasse Treffer landet. Das Elternhaus istmittlerweile ein Supermarkt, nur Debi (Minnie Driver), die Freundinvom Schulabschlußball, wartet immer noch. Sie machtmittlerweile Lokalradio und so geht das erste Wiedersehen liveüber den Sender. Es folgen nicht nur unheimliche Begegnungen derReunion-Art, auch Grocer taucht auf und bringt zwei Staatsdiener mit,die Martin auf frischer Tat erwischen sollen. Zwischendurch gibt esimmer Beratungen mit Martins Psychiater Dr. Oatman (siehe"Der Hochzeitstag"). Derhat zwar keine Lust mehr auf die Duracell-Hasen-Träume einesAuftragskillers, doch Martin deutete mal an, er wüßte, wodie Wohnung des Psychiaters sei.

Wieder einmal ist für einen Killer der letzte Job angesagt,doch in Grosse Pointe läuft alles etwas anders. Mit vielZynismus und schwarzem Humor trifft nettes Kleinstadtleben auf dasknallharte, blutige Killergeschäft. Es ergibt sich abseits vonüblichen Drehbuchformeln ein rasantes Sperrfeuer aus klugenScherzen und tödlichen Kugeln - kurz ein Mordsspaß, derglatt "Pulp Fiction" überden Haufen schießt. "Grosse Pointe Blank" wurde im Detail zwarziemlich schlampig gedreht, aber bei so einem tollen Spaß machtdas nichts. All diese hervorragenden Schauspieler - Cusack, Cusack,Arkin und Aykroyd - und das originelle Buch machen ihn zumVolltreffer.

Das ganz ungewöhnliche Vergnügen verdanken wirgrößtenteils John Cusack. "Sein" Film zeigt ihn in derHauptrolle, zudem wirkte er als Koproduzent und Autor von "GrossePointe Blank". Cusack stammt aus einer Schauspielerfamilie - diekomödiantische Schwester Joan spielt die SekretärinMarcella, Vater Richard schauspielte und drehte Dokumentarfilme. Nachvielen hervorragenden Parts - zuletzt in"Con Air", davor"City Hall","Bullets OverBroadway", "Schatten und Nebel", "The Grifters", "Stand by me" -nun endlich mal eine Hauptrolle, die seinen Qualitätenentspricht.

Hat mein Zehnjähriges eigentlich nicht stattgefunden? Oderhaben die mich nicht eingeladen, nur weil ich nicht zur Abifeiergegangen bin?


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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