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Lucky People Center International

Schweden 1998 (Lucky People Center International) Regie undSchnitt Erik Pauser, Johan Söderberg, 80 Min.

"Lucky People Center International" macht aus unterschiedlichenSinnsuchen einen Sound- und Bildtrack. Eine Collage im Stil der Zeit,der Schnittrhythmus (mit dem man immer mit muß) kommt vonHouse- und Techno-Musik. Auch wenn es diese Art zu schneidenselbstverständlich schon vorher gab (z.B. bei "Koyanisqaatsi"oder "Baraka"), liegt sie jetzt vollim Trend. Aus einem Göteborger Underground-Club ging die Gruppevon Künstlern namens "Lucky People Center" hervor. Erik Pauserbezeichnet sich als Regisseur und Visual Artist. Johan Söderbergist Videopercussion-Spieler und Komponist für Film, Theatersowie Tanz. Die typischen Erkennungszeichen dieser Szenen sind derProjektcharakter, der mit "Lucky People Center International"firmiert. Gleichwertig werden Pauser und Söderberg fürRegie und den hier erkennbar wichtigen Schnitt genannt.

So verbinden sich die Aussagen eines tibetanischen Mönchs,eines amerikanischen Rappers, eines Weisen vom Stamm der Navajo, derlustorientierten Annie Sprinkle, verschiedenerZivilisationsflüchtlinge, einer Voodoo-Priesterin, einesmittlerweile im Gruppenselbstmord erlösten Sektenführersund vieler anderer im Beat der Zeit. Im Idealfall gibt dieMusikalität des Sprachflusses beim Rapper Cashus D die Taktfolgevor, ansonsten wurden die Bilder und Aussagen auf einen späterunterlegten Rhythmus geschnitten, so daß der Film auf jedenFall eines ist: Mitreißend! Nach einer zusammenfassendenOuvertüre steigert sich "Lucky People Center International" zusehr aggressiven und erschreckenden Sequenzen um dann das Opus sanftausklingen zu lassen - "Chill out" in Club-Sprache. Zwischendurchbleibt Zeit für kleine Geschichten und Lebensläufe:"Stories für Leute, die von ihrem Leben in der modernenGesellschaft gelangweilt sind," wie einer der Aussteiger bemerkt. DieSpannweite ist erdumfassend angelegt, von naiv klingend bisanalytisch und weise. Die Aggressivität eines politischenMaori-Kampfgesangs nähert sich den chinesischen Soldaten an, dieTibetaner niederknüppeln. Preferenzen für einen bestimmtenWeg sind nicht erkennbar.

Die Kernaussage: Alles ist Musik, der Mensch muß singen undtanzen, könnte auch aus Ulf Poschardts Buch "DJ Culture"stammen. Die Autoren des Films leiten sie von den Affen ab, einabgedrifteter Gibbon-Forscher und -Fan singt mit den niedlichenÄffchen und berichtet von seinen ekstatischen Erfahrungen nachdem Gesang: Der Mensch muß tanzen! Der Rhythmus ist daMaß aller Dinge. Einige Rituale wirken ohne ihren Hintergrundalbern und höchstens dekorativ - effektiv im Sinne des Rhythmussind sie immer noch.

Auf die Frage, was bei dem Zerstückeln von Sätzen undSinnen im Rhythmus der Musik an Aussage übrigbliebe, meinte ErikPauser, daß es ihnen um eine Gesamtheit ginge, die genau durcheine solche Form ausdrückt wird. "One World, one Voice"hieß ein ähnlich klingender, von Bob Geldorf initiiertermusikalischer Kettenbrief. Ein weiterer, spannender Widerspruch liegtin der Behauptung, daß die rhythmus-bestimmte House- undTechnomusik eine direkte Verbindung zu den Wurzeln unsererGesellschaft darstellt. Diese Ursprünge werden in diesem Filmallerdings möglichst rein und technikfrei gesucht. Etwas, wasnicht gerade auf diese moderne Musik und ihre Gesellschaftzutrifft.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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